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Crimson Opera - Club

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Beitrag  Simulacrum Mo Nov 22 2010, 15:03

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Crimson Opera - Club Empty Re: Crimson Opera - Club

Beitrag  Keiko Kubota Fr März 11 2011, 19:59

Cf: Am Strand von Long Beach

Oscar lächelte, als Keiko ihn nach seiner Heimat fragte. Innerlich schien sie erleichtert. Sie hatte schon Angst sie würde ihn mit ihren Fragen langweilen. Doch andererseits, wer war schon nicht froh wenn sich jemand für seine Heimat interessierte. Keiko mochte es, wenn die Leute sie nach Japan fragten. Es gab so viel zu erzählen, so viele schöne Orte. Auch wenn die Erinnerung nur noch wage war, so gab es gewisse Situationen oder Ereignisse, die sie wohl niemals im Leben vergessen würde und wollte. Doch genug in den eigenen Gedanken versunken. Sie schüttelte den Kopf über sich selbst. Es war schon irgendwie abnormal wie oft sie in ihre Gedankenwelt abdriftete. Wenn das noch häufiger passierte würde es sicherlich sogar Oscar auffallen. Obwohl er auch ein Mensch zu sein schien, der viel mit Denken beschäftigt war. Zumindest hatte sie ihn nun auch schon öfter beobachtet wie er einfach nur still vor sich hin gestarrt hatte.
Sie liefen nebeneinander her und Oscar fragte sie, ob sie mit dem Fahrrad oder dem Auto hier war. Sie schüttelte den Kopf. „Ich wohne nicht allzu weit weg von hier. Ich bin zu Fuß gekommen.“ Er nickte und führte sie zum Parkplatz wo er sein Auto zurückgelassen hatte. Plötzlich fing er an zu fluchen und rannte zurück zum Strand. Er hatte anscheinend etwas vergessen. Erst jetzt fiel auch Keiko auf, dass er gar nichts bei sich hatte. Er musste seine Tasche am Strand liegen gelassen haben. Hoffentlich war sie noch da. Nicht das irgendjemand sich darüber zu schaffen gemacht hat. Während die Japanerin brav bei Oscars Wagen wartete wippte sie mit ihren Füßen etwas nervös hin und her. War das jetzt so etwas wie ein Date? Immerhin war es für sie das erste Mal, dass sie allein mit einem Jungen unterwegs war und dieser sie in seinem Auto mitnahm. Ihre Freundin Sophie würde ihr das nie glauben, was hier gerade passierte. Sie konnte es ja selbst nicht wirklich begreifen.
Nach einer kurzen Zeit konnte sie den braunhaarigen Jungen sehen der mit seiner Tasche eilig zurück zum Parkplatz rannte. Erleichtert atmete sie aus. Es schien alles noch da zu sein. Über seinen Kommentar dass er irgendwann seinen Kopf verlieren würde lachte sie herzlich. „Ach was, so was passiert doch jedem mal.“
Ganz Gentleman like hielt er ihr die Beifahrertür auf und sie nahm platz. Während er sich ebenfalls auf den Fahrersitz setzte und sich anschnallte, lies sie ihren Blick über das Armaturenbrett gleiten. Das Auto schien gepflegt zu sein, aber auch nicht übermäßig sauber. Für manche Männer waren ja ihr Fahrzeuge das Ein und Alles und es wurde mehr Zeit für die Pflege gespendet, als für andere Dinge. Dies schien bei Oscar nicht der Fall zu sein. Wieder etwas, was ihn in Keikos Augen noch sympathischer erscheinen lies.
Lächelnd sah sie zu ihm herüber doch musste sie feststellen, dass sein Ausdruck nicht mehr so fröhlich und friedlich wirkte wie noch vor einigen Sekunden. Er umklammerte Krampfhaft das Lenkrad und schien erneut völlig abwesend. Er schien im Moment nicht dasselbe zu sehen wie Keiko. Etwas unsicher sah sie sich um. In diesem Zustand konnte er doch nicht Auto fahren und was war es überhaupt, dass ihn so wütend machte.
Schließlich stellte er die Lautstärke der Musik ab und schien langsam wieder ruhiger zu werden. Also hatte es mit dem Lied zu tun? Keiko war viel zu sehr in ihren Gedanken versunken um sich zu erinnern über was der Song gehandelt hatte. Immer noch verunsichert und besorgt sah sie ihn an, während er sich bemühte wieder möglichst „normal“ zu wirken. Er fragte sie, was genau sie von Finnland wissen wollte, doch so ganz wohl war ihr nicht mehr dabei. Jedoch schien ihre Sorge unberechtigt zu sein, denn Oscar sprach inzwischen wieder ganz normal und erzählte von seiner Heimat. Keiko war zwar immer noch etwas angespannt, nahm aber langsam wieder eine lockere Haltung ein. In der Tat war alles was er da erzählte neu für sie. Sie hatte sich bisher nie mit Finnland auseinander gesetzt und wusste gar nichts darüber. Wie auch. Doch sie lies sich in dem Fall erst mal nichts anmerken, schließlich schien es für ihn ja selbstverständlich zu sein was er da erzählte. Sie lehnte sich im Sitz etwas zurück und hörte ihm aufmerksam zu. Es war wirklich interessant. „Und wie lang hast du dort gelebt? Warum bist du überhaupt nach Amerika gekommen?“ Die Beweggründe für seinen „Umzug“ interessierten sie wirklich. War es wegen der Schule, fühlte er sich in Amerika wohler? Oder gab es familiäre Probleme? Plötzlich war sich die Asiatin nicht mehr so sicher ob ihre Frage nicht etwas unangebracht war. Doch sie schüttelte diesen Gedanken sofort ab. Wenn es irgendeinen dunklen Hintergrund hatte, dass er von dort weggegangen ist, dann hätte er sich doch vorhin nicht so darüber gefreut, dass sie danach gefragt hatte oder? Andererseits erzählte sie auch gerne von Japan, obwohl ihre Vergangenheit nicht gerade rosig war. Sie würde wohl einfach abwarten müssen, wie er auf die Frage reagierte. Doch bevor er dies tat, fuhr er langsamer und sah sich nach einer geeigneten Stelle zum parken um. Waren sie etwa schon da? Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergangen war.
Hier in dieser Gegend kannte sich Keiko gar nicht aus. Sie konnte sich nicht erinnern schon mal hier gewesen zu sein. An einem Gebäude hing ein großes, leuchtendes Schild mit der Aufschrift „Crimson Opera – Club“.
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Crimson Opera - Club Empty Re: Crimson Opera - Club

Beitrag  Oscar Korhonen Sa März 12 2011, 22:49

cf: Am Strand von Long Beach


Während Oscar auf Keikos Antwort wartete, was sie denn genau über Finnland wissen wollte, fühlte er sich ein klein wenig unwohl. Er merkte, dass sie ihn etwas verunsichert musterte. Bestimmt war es nicht unbemerkt geblieben, dass er gerade etwas in Wut verfallen war. Automatisch räusperte er sich, er musste unbedingt lernen, sich besser unter Kontrolle zu halten. Schon seit jeher neigte er dazu seine Emotionen zu offen zu zeigen und hatte sich damit schon oft in unangenehme Situationen gebracht.
Doch sobald er begonnen hatte weiterzusprechen, einfach so tuend, als hätte er es übersehen, dass sie sich unwohl fühlte, wurde auch sie wieder ruhiger, sie ließ sich wieder zurück in ihrem Sitz sinken. Oscar nahm dies erleichtert wahr, ab nun würde er sich vor ihr wahrlich zusammen reißen, nicht, dass sie später noch Angst vor ihm bekam oder so. Er fand es sowieso mutig von ihr mit einem Jungen, den sie gerade mal ein paar Stunden kannte, alleine in seinem Auto weg zu fahren. Nicht viele hätten das an ihrer Stelle gemacht, einige hätten garantiert Angst, dass es ein Trick war, dass er sie nicht in eine Karaokebar schleppen wollte, sondern zu ihm nach Hause, um sie mit einem billigen Täuscheungsmanöver zu irgendetwas zu überreden. Das sie mit ihm mitkam zeigte ihm, dass sie ihm vertraute und irgendwie machte ihn dieser Gedanke glücklich. Ein Lächeln trat auf seine Lippen, dann sprach Keiko auch schon weiter, in dem sie eine Frage stellte.
„Und wie lang hast du dort gelebt? Warum bist du überhaupt nach Amerika gekommen?“
Als sie die Frage ausgesprochen hatte, vorallem der letzte Teil, riss er etwas erschrocken seine Augen auf. Zum Glück war sein Blick in diesem Moment auf di Straße gerichtet, so dass sie es nicht sehen konnte. Er verließ einige Minuten verstreichen, ehe er ihr antwortete. Unsicherheit machte sich ihn ihm breit. Sollte er ihr die Wahrheit erzählen, oder einfach eine harmlose Ausrede erfinden, wie er es bisher schon bei so vielen getan hatte? Den meisten hatte er bisher immer erzählt, dass er einfach etwas Neues ausprobieren wollte, dass ihm seine Heimat auf Dauer zu langweilig wurde, oder dass die High School hier besser angesehen war als die in Finnland. Was natürlich beides vollkommener Quatsch war. Er liebte seine Heimat, niemals würde es ihm dort langweilig werden und die Schulen dort waren mindestens genauso gut und anerkannt wie die hier. Doch was sollte er sonst auf solche Fragen antworten? Er wollte nicht, dass jeder die ganze Geschichte wusste. Das letzte, was er wollte, war entweder vorgespieltes Mitleid oder gar Unverständnis, wenn sie denken würden, dass er übertreibt. Er seufzte leicht.
„Ich habe dort noch bis vor ein paar Monaten gewohnt,“ begann er seine Antwort. Für einen Moment musste er nachdenken, wie lange er denn nun schon hier war, irgendwie hatte er jegliches Zeitgefühl verloren, so fiel es ihm gerade schwer zu sagen, ob es nun vier Monate waren, die er hier war, oder doch schon sechs oder mehr. Also beschloss er, es einfach bei der Angabe ein paar Monate zu belassen. Was sollte sie denn sonst von ihm denken, wenn er nicht einmal wusste, wie lang er schon hier wohnte? Er schüttelte kaum merklich den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. Wegen der anderen Frage entschied er sich auf die Wahrheit zu sagen, zumindest so halb. Er würde es ihr sagen, aber nicht ausführen. Wenn sie es wirklich interessierte, würde sie nachfragen und wenn es sie gar nicht interessierte gab er ihr damit die Chance, es einfach zu überhören.
„Ich bin auch nicht freiwillig hierher gezogen,“ redete er schließlich weiter. „Eigentlich sollte es hier nur ein Urlaub werden, zusammen mit Siiri und meiner Familie. Es war mein Geburtstagsgeschenk, da ich so gerne ans Meer verreise und schon so lange nicht mehr in Urlaub war. Ich habe mich auch echt sehr gefreut und die ersten Tage hier waren einfach traumhaft, schöner kann man sich einen Urlaub eigentlich gar nicht vorstellen, alles war einfach perfekt.“ Er merkte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen, bei der Erinnerung. Er hielt seinen Blick starr auf die Straße gerichtet, damit sie es ja nicht bemerkten konnte. Wenigstens hatte er seine Stimme noch unter Kontrolle, so dass sie wahrscheinlich wirklich nichts davon mitbekam. „Aber dann, bevor wir wieder abreisen wollten, ist etwas passiert. Meine Familie kam nicht wieder vollständig zurück.“ Und genau bei dem Punkt würde er es nun belassen und warten, ob sie darüber noch mehr wissen wollte. So wie er es nun gesagt hatte, könnte es auch sein, dass jemand aus seiner Familie einfach hier geblieben war, weil es ihm so gut gefiel und er hier herziehen wollte. Wahrscheinlich war das auch die Schlussfolgerung, die die meisten Menschen von ganz alleine daraus ziehen würden. Einerseits hoffte er aber, dass sie nachfragen würde, es nicht einfach annahm. Es wäre schön, sich endlich mal jemanden ganz anvertrauen zu können, doch er wollte sie damit nun natürlich auch nicht bedrängen.

Es dauerte nicht mehr lange und er sah das Schild vor dem ihm inzwischen so bekannten Club vor sich. Dem Crimson Opera. Schon einige Male war er hierhergefahren, um nach neuen Terminen zu schauen, wann die Karaokewettbewerbe stattfanden. Einmal war er sogar schon bei einem dabei gewesen, aber nur im Publikum, bisher hatte er ja nicht die Courage dazu gehabt, tatsächlich teilzunehmen. Doch diesmal gab es kein Zurück für ihn. Da sie nun schon angekommen waren, wäre es nun ungünstig, wenn sie ihn gerade nun danach fragen würde, denn wenn, wollte er es ihr in Ruhe erzählen. Also stand er einfach auf und verließ das Auto, später, wenn die Gelegenheit wieder günstiger wäre, würde er das Thema dann nochmal aufgreifen. Vielleicht würde sie ihn auch drinnen darauf ansprechen, das sollte ihm dann auch recht sein. Oder sie würde es nie wieder ansprechen, dann musste er auch damit leben.
„Sieht doch nett aus, oder?“ fragte er an Keiko gewandt, als diese das Auto ebenfalls verlassen hatte. Der Club sah schon alleine von außen klasse aus. Die Fassade war rot gestrichen und sah schon etwas abgenutzt aus. Durch die großen Fenster, konnte man bereits das Innere erahnen. Er betrat den Club und hielt die Türe auf, bis die Japanerin ebenfalls eingetreten war. Der Anblick, der sich ihm nun bat, nahm ihm jedes Mal aufs neue für einige Sekunden den Atem. Hier drin sah alles so nobel, so teuer und so überaus schick und gemütlich aus. Es war auch alles in rot gehalten, die Couchgarnitur, die sich als Sitzgelegenheit wirkte gerade zu einladend und die große Bühne in der Mitte des Saales, auf der auch der Wettbewerb stattfinden würde, wirkte fast dreidimensional. Kaum vorstellbar wie es erst wirken wird, wenn die Scheinwerfer anwaren und auf die Fläche in verschiedenen Farben strahlten. Dieses Lichtspiel sah schon alleine vom Publikum aus fantastisch aus und wenn man dann erst einmal darin stand. Es konnte einfach nur der Traum eines jeden Sängers sein. Er schaute zu Keiko und stellte mit einem erneuten Lächeln fest, dass sie von dem Anblick ebenfalls gefesselt zu sein schien. Er trat etwas näher zu ihr und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn, indem er sich kurz räusperte. In dem Moment, in dem sie zu ihm schaute, verfärbten sich ihre Wangen leicht rosa. Das hatte er an diesem Tag schon mehrmals bei ihr beobachtete und irgendwie fand er es süß. Einen Augenblick lang warf ihn das aus der Bahn, bis er sich wieder fing und zu seinem eigentlichen Vorhaben zurück fand.
„Darf ich dir etwas zu trinken spendieren, während ich mich anmelden gehe?“ fragte er und zeigte auf die üppige Getränkeauswahl, die auf einem Schild über der Bar ausgewiesen war. Da es schon gegen Abend war, hatte der Club schon geöffnet, ein paar Leute hatten sich auch schon an den Tischen um sie herum versammelt. Er wartete auf ihre Antwort.


(((auch hie rein sorry, dass der Post teilweise evtl. etwas strange ist, hab auch hier die ganze Zeit Rosenstolz nebenbei gehört. fg )))
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Beitrag  Keiko Kubota Mo März 14 2011, 17:15

Es dauerte ziemlich lange bis Oscar auf ihre Frage antwortete. In dieser Zeit des wartens machte sich Keiko mal wieder viel zu viele Gedanken. War die Frage unangebracht gewesen? Aber nein, eigentlich hätte er mit so etwas rechnen müssen. Doch vielleicht hatte er sich gewünscht sie würde eher auf das eingehen was er vorher bezüglich der Sprache gesagt hatte. Aber das war jetzt auch schon egal, sie konnte es nicht mehr rückgängig machen die Frage gestellt zu haben. Vielleicht täuschte sie sich ja auch und Oscar war im Moment allgemein nicht so gut drauf. Wenn dem so wäre, dann würde sie nur zu gerne wissen, woran es lag. Immerhin hatte er vorhin doch noch so fröhlich gewirkt. Vielleicht würde er wieder aufblühen, wenn sie im Club waren - auch wenn es momentan irgendwie nicht so schien. Schließlich antwortete der Junge doch, dass er bis vor einigen Monaten noch dort gewohnt hatte. Sein Blick war starr nach geradeaus gerichtet. Er sah sie nicht an während er sprach.
Also hatte er bis vor kurzem noch in seiner Heimat gelebt. Jetzt interessierte sich die Japanerin erst Recht dafür, warum er inzwischen hier war. Etwa doch wegen der Schule? Doch das konnte sie sich nicht vorstellen. Glücklicherweise musste sie sich darüber weiter keine Gedanken machen, da Oscar nach einer kürzeren Pause weiter sprach. "Ich bin auch nicht freiwillig hierher gezogen." Keiko sah ihn fragend an. Nicht freiwillig? Was sollte das denn bedeuten? Wurde er gezwungen? Wollte er in Wirklichkeit gar nicht hier sein? Wenn sie ehrlich zu sich war, war ihr inzwischen so gar nicht mehr nach Party-Club zu Mute. Sie würde lieber hier sitzen bleiben und mit ihm reden. Sie hatte irgendwie das Gefühl, dass sie sich ähnlicher waren, als bisher gedacht. Wenn man es genau betrachtete, war sie ja auch nicht wirklich freiwillig hier. In Japan hätte es auch genügend Künstler-Schulen gegeben. Das wäre also niemals ein Grund für sie gewesen ihre Heimat zu verlassen. Was war also in seinem Leben passiert? Keiko hatte kein gutes Gefühl. Die Geschichte die nun folgte schien kein Happy End zu haben. Dies konnte sie auch deutlich an seinem Gesicht erkennen - auch wenn er sich offensichtlich große Mühe gab dies zu verbergen. Er erzählte weiter, dass alles eigentlich als Urlaub geplant war. Er war mit Siiri und seiner Familie hier her gekommen. Siiri… Keiko erinnerte sich. Es war der Name der als Unterschrift unter dem Brief gestanden hatte, den sie ihm am Strand vorgelesen hatte. Sie war seine Ex-Freundin. Sobald sie die Erkenntnis hatte, lauschte sie weiter jedem einzelnen Wort. Seine Stimme klang nicht fest, eher wehmütig, was ihren Verdacht noch mehr bestätigte. Ohne es zu merken, begannen ihre Finger an ihren Haarbändern herumzuspielen. Eine Angewohnheit die sie manchmal überfiel wenn sie höchst konzentriert oder auch nervös war. Schon allein die Art und Weise wie er davon sprach, dass die ersten Tage eigentlich perfekt gewesen waren, ließ deutlich klar werden, dass die ganze Sache einen Haken hatte. Die Japanerin schluckte und richtete ihren Blick genau auf Oscars Gesicht. Sie könnte schwören, dass seine Augen einen gläsernen Glanz angenommen hatten. Stand er den Tränen nahe? Sie wusste nicht wie sie sich verhalten sollte. Sie hatte ein unschönes Gefühl in der Magengegend. Es gefiel ihr ganz und gar nicht ihn so zu sehen. Der letzte Satz den er sprach, warf sie endgültig aus der Bahn. „Aber dann, bevor wir wieder abreisen wollten, ist etwas passiert. Meine Familie kam nicht wieder vollständig zurück.“
Es war als würde sie in ein Loch gezogen. Die alte Wunde wurde wieder ein Stück aufgerissen. Sie kannte diesen Ausdruck. Sie kannte ihn besser als alles andere auf der Welt. Automatisch sah sie sich als kleines Kind. Ihre Tante Ashley vor ihr. „Keiko… deine Eltern kommen nicht zurück.“ Sie musste sich Mühe geben gleichmäßig zu atmen und nicht in Tränen auszubrechen. Nein wirklich, nach Club war ihr nicht mehr zu Mute. Doch vielleicht war gerade das die richtige Entscheidung. Sie konnte jetzt nicht mehr umkehren. Nicht jetzt, wo Oscar sich so sehr darauf gefreut hatte und sie bestätigt hatte, dass sie mit ihm gehen würde. Vorhin hatte sie sich noch Gedanken darüber gemacht, was sie tun könnte um ihn wieder Lachen zu sehen. Dasselbe galt jetzt wohl für sie. Abgesehen davon schien er jetzt nicht weiter darüber reden zu wollen. Er parkte das Auto und stieg aus. Keiko atmete noch einmal tief ein, bevor sie ebenfalls die Autotür öffnete und ausstieg. Ihre Manuskripte lies sie im Wagen liegen.


Ganz kurz als Oscar nicht hinsah fuhr sie sich über ihre Augen um die kleinen nassen Perlen los zu werden. „Sieht doch nett aus, oder?“ fragte er sie was Keiko schnell mit einem Nicken bestätigte, obwohl sie noch gar nicht so genau hingesehen hatte. Und dann standen sie auch schon vor der Eingangstür. Man konnte schon die Musik hören, die der Japanerin durchaus zusagte. Also Oscar ihr die Türe aufhielt konnte sie nicht anders als ihre traurigen Gedanken für einige Sekunden zu vergessen. Der Club war atemberaubend schön. Es sah so nobel aus, als würden hier jeden Moment Stars wie Enrique Iglesias oder Lady Gaga durch die Tür tingeln. Hier gab es so viel zu sehen, die Japanerin wusste nicht wohin sie zu erst gucken sollte. Es war riesig. Als sie ein räuspern neben sich vernahm drehte sie sich schlagartig um. Sie hatte vollkommen vergessen, dass sie nicht alleine hier war. Der braunhaarige Junge fragte, ob er sie auf einen Drink einladen durfte, während er sich anmeldete. Keiko lächelte. „Sehr gerne.“ Es war das erste Mal, dass ihr ein Junge etwas spendieren wollte. Oder besser gesagt, dass erste Mal, dass ein Mann dazu kam sie zu fragen. Normalerweise ging sie solchen Unterhaltungen aus dem Weg. Doch bei Oscar war das was ganz anderes. Sie sah sich die Getränkekarte an und hatte ihre Wahl schnell getroffen. „Ich nehme einen Coconut Kiss. Ich liebe Kokos.“ Sie grinste den Jungen an ihrer Seite an und auch er schien wieder bester Laune zu sein. Im Moment hatten sie wohl beide ihre Sorgen vergessen. Er bestellte ebenfalls sein Getränk und schlenderte dann zu seinem Tisch an dem mehrere Anmeldeformulare lagen.
Keiko schlürfte von ihrem Cocktail und spitze ihm über die Schulter, was ganz schön schwierig war, da er ein ganzes Stück größer war als sie. Jetzt erst fiel ihr auf, dass er ein wahnsinnig gutes Parfüm trug. Oder war es einfach nur sein Deo? Egal, es roch jedenfalls lecker. „Weist du schon, was du singen wirst?“ fragte sie ihn lehnte sich gegen die Wand an der der Tisch stand. Sie konnte sich ihren schnellen Gemütszustand selbst nicht erklären. Sie fühlte sich Pudelwohl und wollte dies so lang wie möglich waren. Doch das andere – weniger schöne Thema – war noch nicht beendet. Sie würde später, wenn der Zeitpunkt günstig war, noch einmal darauf zurückkommen. Sie wollte wissen, was in ihm vorging und vielleicht schaffte auch sie es dann endlich, sich einem Menschen wirklich zu öffnen.

(((Was hast du nur immer fg Ich finde deine Posts gar nicht strange Kiss )))
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Beitrag  Oscar Korhonen Mo März 14 2011, 22:43

Während Oscar auf ihre Antwort wartete, studierte er selbst die Getränkekarte. Er hatte schon ein paar Sachen hier probiert, sie waren allesamt vorzüglich. Doch bisher hatte er meist alkoholische Cocktails probiert, doch Alkohol würde er nun sicher keinen trinken. Er wollte sich schließlich nicht gleich blamieren, wenn er im Alkoholeinfluss sich dann womöglich daneben benahm. Allgemein trank Oscar selten alkoholisches, aber er musste zu seiner Schande auch gestehen, dass er so gut wie nie ausging. Er hatte auch kaum Anlass dazu. Aber vielleicht hatte Keiko ja Lust nach der Anmeldung noch eine Weile zu bleiben, er würde sich auf jeden Fall freuen. Er beschloss, dass er sie danach noch fragen würde, wenn er die Anmeldeformulare ausgefüllt hatte. Hier soll es auch leckeres Essen geben, hatte er gehört, sollte sie Hunger haben. Im selbst knurrte auf jeden Fall der Magen, außer die Kleinigkeit in der Schulkantine am Morgen hatte er noch nichts zu sich genommen an diesem Tag.
„Sehr gerne,“ ließ Keiko schließlich vernehmen und entschied sich für einen Coconut Kiss, da sie Kokos liebte, wie sie gleich darauf noch preisgab. Wieder musste Oscar Lächeln. Es war ein süßer Cocktail, den sie wählte, genauso süß, wie sie es war.
„Ich mag Kokos auch,“ erwiderte er grinsend und bestellte einen Coconut Kiss für sie und einen Pech Tea Cup für sich. Als sie beide ihre Getränke hatten, ging Oscar auf den Tisch zu, auf dem die Anmeldeformulare auslagen. Anders als erwartet waren doch noch ein paar übrig, also waren sie nicht zu spät gekommen, er konnte sich noch anmelden. Vor Nervosität schlug sein Herz ein wenig schneller als sonst. Sollte er sich nun wirklich anmelden? Aber nun hatte er gar keine andere Wahl mehr. Also beugte er sich leicht nach vorne und fing an das Formular auszufüllen. Ganz schön viel, was sie da alles von ihm wissen wollten. Bei ein paar der Felder musste er erst nachdenken, was er da eintragen musste. Das war mal wieder richtiges Formular-Englisch, sprich, schön kompliziert verfasst, dass es auch ja keiner verstand. Er merkte, wie Keiko sich hinter ihm groß machte, um über seine Schulter blicken zu können. Dabei berührte sie ihn leicht, wobei er nichtmal sicher war, ob sie das überhaupt mitbekam, ihm verpasste es auf jeden Fall eine leichte Gänsehaut auf seiner Haut. Doch er ignorierte diese Körperreaktion und füllte weiter das Formular aus. Um ihn herum hatten sich inzwischen noch weitere Interessenten versammelt, die ebenfalls unschlüssig auf die Blätter schauten. Die meisten waren Frauen, er konnte schon voraussehen, dass er einer der wenigen männlichen Teilnehmer sein würde. Karaoke wurde leider doch hauptsächlich von Frauen bevölkert. Nicht, dass es ihm etwas ausmachte, er fand es einfach nur schade, dass sich so wenig Männer zu ihrem Interesse am Gesang bekannten. Die meisten hielten es schlicht und einfach für uncool.
„Weißt du schon, was du singen wirst?“ fragte Keiko in diesem Augenblick. Er drehte sich zu ihr um, um sie zu sehen und sah, dass sie gegen die Wand gelehnt war, die neben dem Tisch endete. Sein Blick wurde etwas ratlos. „Das ist eine sehr gute Frage,“ stellte er laut fest. „Also ein paar Ideen habe ich schon, aber so richtig entschieden habe ich mich noch nicht. Aber Gott sei Dank hab ich damit noch Zeit, bis der Wettbewerb wirklich beginnt, hier muss ich auf jeden Fall noch nichts davon aufschreiben“, erklärte er und zeigte auf das Formular vor ihm, welches inzwischen fast vollständig ausgefüllt war.
„Auf jeden Fall ein finnisches,“ überlegte er weiter. „Und ansonsten dachte ich vielleicht an etwas Alternatives, also auf keinen Fall das, was alle dort singen werden. Ich dachte eventuell auch an deutsche Lieder. Vielleicht etwas von ASP, die toten Hosen, Ärzte oder Rosenstolz, mal einfach ein Lied auf Frauenstimme in Männerstimmlage umändern.“ Bei diesem Gedanken musste er grinsen, Kreativität war das wichtigste beim Singen. Und auf Englisch würde garantiert so gut wie jeder von dort singen, so wollte er wenn nur ein Lied auf Englisch nehmen, sonst andere Sprache. „Was sagst du dazu? Wenn du noch andere Ideen hast, kannst du sie mir gerne sagen. Ich bin für alles offen.“ fragte er sie. Ehrlich gesagt wäre er auch ganz froh um Ideen, da er wirklich noch etwas ratlos bei seiner Liederauswahl war. Auf jeden Fall wollte er etwas singen, mit dem er etwas ausdrücken konnte. Für ihn war Singen oft auch Gefühle ausdrücken und wenn er Lieder sang, die ihm aus der Seele sprachen hatte er schon viele damit zu Tränen gerührt. Mit Liedern Geschichten zu erzählen war schon immer eine seiner Stärken gewesen. Aber noch hatte er eine Weile Zeit, bis es so weit war, hatte er sich sicherlich entschieden.
Er widmete sich nochmals dem Formular, um noch den Rest auszufüllen. Bei der letzten Frage musste er erneut grinsen. Da stand, dass eine seiner Begleitungen, die hier vorher aufgeführt wurde, den ganzen Tag umsonst trinken und essen durfte. Das fand er eine nette Idee, die man auch nicht oft fand. Aber dieser Club hier sah so nobel aus, dass es für ihn bestimmt kein Problem war, so etwas durchzusetzen. Er zeigte der Japanerin den letzten Satz. „Na, hast du Lust mich an dem Tag zu begleiten? Dann würde ich dich eintragen, damit du dich umsonst betrinken kannst, wenn mein Gesang dir den letzten Nerv raubt.“ Der letzte Satz war natürlich eher scherzhaft gemeint, weswegen er sich selbst ein leises Auflachen nicht verkneifen konnte.
Er hoffte, dass er sie damit nun nicht überrumpelte. Wenn sie doch nicht mitwollte, oder sich erst später entscheiden würde, wäre das natürlich auch kein Problem, dann würde sie nicht den Vorteil der kostenlosen Getränke haben, aber das war nicht das Wichtigste.
Doch noch bevor sie darauf antworten konnte, stellte er auch schon die nächste Frage. „Apropos mitkommen... hast du heute Abend noch was vor? Ich würde gerne noch etwas hier bleiben, um eine Kleinigkeit zu essen, aber wenn du lieber gleich wieder zurück möchtest, ist das natürlich auch in Ordnung.“ Freundlich lächelte er sie an.


(( Na dann bin ich ja beruhigt und hoffe, dass es auch so bleibt. fg Kiss ))
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Crimson Opera - Club Empty Re: Crimson Opera - Club

Beitrag  Keiko Kubota Mi März 23 2011, 08:47

"Das ist eine sehr gute Frage." Die Art und Weise wie er das sagte und sein ratloser Blick dazu brachten Keiko zum schmunzeln. Er sah gerade einfach wahnsinnig süß aus. Er sprach weiter, dass er sich darüber so genau noch keine Gedanken gemacht hatte. Er deutete auf das fast ausgefüllte Formular und erklärte, dass er die Lieder hier noch nicht angeben musste. Keiko nickte und lauschte ihm weiterhin als er ihr erzählte an was er gedacht hatte. Sie fand es gut, dass er einen finnischen Song singen wollte. Das würde ganz sicher Eindruck machen. Sie konnte sich gut vorstellen, dass die meisten hier einfach nur englisch singen würden. Im Grunde ja nicht schlimm, aber wenn einer eine Fremdsprache singt, sticht er damit schon mal hervor. Sie war immernch der Meinung, dass Oscar sicherlich eine ganz tolle Stimme hatte. Immerhin hatte sie jetzt schon einen gewissen Anreiz. Sie konnte es kaum erwarten, ihn endlich singen zu hören. Er zählte noch ein paar deutsche Bands auf, was sie dann doch überraschte. Warum deutsch? Konnte er etwa auch deutsch sprechen? Er überraschte sie immer wieder. Sie wusste wirklich noch viel zu wenig von ihm. Das war ein Punkt der schnellstmöglich geändert werden musste. Die ganzen Namen der Sänger oder Gruppen sagten ihr nichts. Mit Deutschland hatte sie sich noch nie weiter beschäftigt. Obwohl bekannt war, dass die Japaner die Deutschen sehr mochten. Die Sprache an sich war auch schön, doch Lieder hatte sie sich noch nie auf deutsch angehört. Oscar erzählte weiter und überraschte sie immer mehr. Er war wirklich sehr kreativ und hatte gute Einfälle. Ein Lied von Frauen auf Männerstimme zu ändern war mutig und das schafften wirklich nur gute Sänger. Aber war es gut so viele Lieder in fremden Sprachen zu singen? Keiko überlegte. Irgendwie hatte sie im Hinterkopf, dass man drei Lieder singen durfte. Sie wusste nicht mehr, ob Oscar es ihr gesagt hatte oder ob sie es irgendwo gelesen hatte. Vielleicht stimmte es auch gar nicht und sie verwechselte es mit den Gesangauftritten an ihrer Schule. Doch wenn es wirklich so war, dann war es verdammt mutig drei Songs in unterschiedlichen Sprachen zu singen. Wenn er Glück hatte, gefiel das den Leuten. Wenn allerdings nur landeseigene Fans hier waren, verringerte sich eventuell die Chance auf seinen Sieg.
Doch nach kurzer Zeit der Überlegung schüttelte sie unmerklich den Kopf. Es war nicht wichtig ob er gewann oder nicht. Für ihn war die Hauptsache, dass er die Chance bekam hier auftreten zu dürfen und seine Stimme zu präsentieren. Vor Puplikum zu stehen war das größte Geschenk für einen Künstler. So war es bei ihr und sicherlich für ihn auch. "Ich finde die Idee prima. Du wirst auf jeden Fall Eindruck hinterlassen, wenn du mehrere Lieder in anderen Sprachen singst." Keiko fiel eine Frage ein, doch sie entschied sich damit zu warten, bis er mit dem Ausfüllen fertig war.

"Na, hast du Lust mich an dem Tag zu begleiten? Dann würde ich dich eintragen, damit du dich umsonst betrinken kannst, wenn mein Gesang dir den letzten Nerv raubt." Die Japanerin blinzelte ihn verwirrt an, bis sie nicht anders konnte als zu Lachen. Auch er stimmte ein und sie hatte etwas Mühe, sich wieder zu sammeln. Humorvoll war er also auch noch. "Ich würde dich sehr gerne begleiten. Wann ist es denn genau?" Oscar sagte ihr das Datum und sie nickte. Das würde sie sich später gleich in ihren Planer schreiben, damit sie es nicht vergaß - obwohl das eher unwahrscheinlich war. Erst jetzt machte sie sich Gedanken darüber, dass er doch auch seinen Freund Thordes hätte eintragen können. Immerhin war er sein Freund oder nicht? Doch schon bald lag ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Wenn sie an dem Tag umsonst Essen und Trinken konnte, würde sie den anderen die mitkamen etwas davon abgeben. Oder sie legten am Schluß alle das Geld zusammen. Da würde sie sich dann auf jeden Fall auch beteiligen. Vielleicht war ja Thordes auch kein Karaoke Fan und darum hatte Oscar gleich sie gefragt.
Der braunhaarige Junge fragte sie, ob sie noch etwas hier bleiben würde um etwas zu Essen oder ob sie gleich wieder zurück wollte. Ohne zu überlegen schüttelte sie den Kopf. Sie hatte wirklich schon etwas Hunger und diesen wunderschönen Club wollte sie ungern so bald schon verlassen. Also füllte Oscar das Formular weiter aus und trug sie - nachdem sie ihm ihren Nachnamen gegeben hatte - in das Begleiterfeld ein.
Danach suchten beide sich einen Tisch aus und setzten sich. Keiko sah sich erneut um. Es war wirklich ein toller Club. Sie schlürfte kurz an ihrem Cocktail und wand sich dann dem Jungen gegenüber zu, der inzwischen die Karte ansah. "Gibt es hier dann eigentlich eine Jury oder entscheidet nur das Puplikum? Und ehm... woher kannst du eigentlich deutsch?" Sie sah ihn neugierig an, wobei ein Lächeln auf ihren Lippen lag. Sie wollte wirklich mehr von ihm wissen. Vielleicht gab es ja noch mehr, was die beiden gemeinsam hatten. Was sie wieder auf ein anderes Thema brachte. Sie dachte kurz an die Autofahrt. Auf diesen Punkt mussten sie später nochmal zurück kommen. Sie wollte mehr darüber erfahren. Wissen, was es mit dieser ganzen Sache auf sich hatte. Vielleicht sollte sie von sich aus erzählen, was mit ihrer Familie geschehen ist. Doch dazu brauchte es den richtigen Zeitpunkt. Damit konnte man nicht so einfach herausplatzen. Immerhin waren sie beide noch gar nicht bei dem Thema Familie angekommen. Sie schüttelte diese Gedanken ab. Darüber konnten sie später immernoch reden. Im Moment war die Stimmung so gut, dass Keiko nicht wollte das sich irgendetwas daran änderte. Sie mochte Oscar viel lieber, wenn er so unbeschwert aussah. Während sie auf seine Antwort wartete, durchstöberte sie ebenfalls die Essenskarte.
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Crimson Opera - Club Empty Re: Crimson Opera - Club

Beitrag  Oscar Korhonen Mi März 23 2011, 20:24

Oscar freute sich, als Keiko ihm bestätigte, dass sie ihn beim Karaokewettbewerb begleiten würde. Er nannte ihr den Termin und trug ihren Namen in das Formular ein, nachdem er sie dafür noch nach ihrem Nachnamen gefragt hatte. Auch auf seinen Vorschlag, noch eine Weile hier zu bleiben, um etwas zu essen, ging sie ein. Sie suchten sich einen Tisch aus und setzten sich hin. Leicht abwesend beobachtete er sie dabei, wie sie ein paar Schlücke aus ihrem Cocktail trank.
"Gibt es hier dann eigentlich eine Jury oder entscheidet nur das Puplikum? Und ehm... woher kannst du eigentlich deutsch?" Beim zweiten Teil ihrer Frage musste er unwillkürlich schmunzeln, sie wusste bisher wohl wirklich nicht viel über Finnland. „Also zu deiner ersten Frage,“ setzte er an. „Es wird eine Jury geben, ja, aber das Publikum hat Mitbestimmungsrecht. Vor dem Wettbewerb wird jeder einen Stimmzettel erhalten, auf den er danach den Namen seines Favoriten schreiben kann. Diese Zettel werden dann wieder eingesammelt und von der Jury ausgewertet. Allerdings heißt das nicht, dass dann auch derjenige gewinnt, der beim Publikum am besten abschneidet. Die Jury hat den Hauptteil zu sagen, nur, wenn sich ihre Meinung mit der der Zuschauer vereinbaren lässt hat derjenige dann auch wirklich gewonnen. Wenn die Jury allerdings sagt, dass er in ihren Augen nicht das Talent dazu hatte hat man allerdings Pech gehabt.“ Er zuckte leicht mit den Schultern als er ihren verwirrten Blick bemerkte. „Das soll verhindern, dass im Publikum geschummelt wird. Sonst könnte es passieren, dass ein Teilnehmer seinen gesamten Familien- und Freundeskreis mitnimmt, die dann alle fleißig für ihn stimmen und wenn sie von der Anzahl genug hermachen hätten der Kandidat dann praktisch gewonnen, selbst wenn er noch so schief sang und die anderen noch so viel besser waren als er. Ist zwar unwahrscheinlich, aber der Club hier will jede Möglichkeit des Betrugs vermeiden, da seine Karaokewettbewerbe hoch angesehen sind und eine große Beliebtheit genießen und er natürlich will, dass das auch in Zukunft so bleibt. Einen Skandal wie den eben beschriebenen könnte er sich nicht leisten.“ Für Oscar klang das auch einleuchtend, er hatte kein Problem damit sich mehr von einer erfahrenen Jury bewerten zu lassen als von Zuschauen, von denen die Hälfte davon mindestens bestimmt nichtmal Erfahrung in so etwas haben. „Ich lasse mich auf jeden Fall überraschen, manchmal zeigt das Publikum der Jury aber auch den richtigen Weg, wenn diese sich zwischen zwei oder mehreren Kandidaten unsicher ist, das ist natürlich auch schon vorgekommen.“ Er würde die Sache einfach ruhig angehen, einfach sein Glück versuchen und schauen, was dabei heraus kam. Dabei zu sein und Spaß zu haben war sowieso das wichtigste. Er freute sich schon rießig, endlich mal wieder vor Publikum auf der Bühne zu stehen, schon alleine der Gedanke daran ließ seine Augen strahlen. Dann sprach er weiter: „Um auf deine zweite Frage zurück zu kommen... In Finnland sprechen sehr viele Deutsch, man lernt es bereits in der Schule, so wie sie in Deutschland Französisch oder Spanisch als zweites Sprachschulfach haben zum Beispiel, haben sie in Finnland Deutsch. Das heißt natürlich nicht, dass jeder es auch gleich kann, die meisten Finnen sprechen es so gebrochen und mit einem so starkem Akzent, dass kaum ein Deutscher sie richtig verstehen würde.“ Bei seinen Worten musste er selbst lachen. Er hatte schon einige Deutsch sprechen hören und sich köstlich darüber amüsiert. „Ich selbst habe auch privat neben der Schule die Sprache gelernt, ich war auch mal eine Zeit lang in Deutschland für einen Schüleraustausch. Es war eine sehr schöne Zeit, es ist ein tolles Land und irgendwann will ich bestimmt mal wieder dort hin fliegen.“
Er merkte, dass seine Erklärungen nun doch etwas ausführlicher ausgefallen waren und räusperte sich verhalten. Wenn man ihn auf das richtige Thema ansprach, konnte er durchaus gesprächig werden, auch wenn er sonst eher der ruhigere Typ war. Er liebte es von seinem Hobby oder von fremden Ländern und Kulturen zu erzählen und ganz besonders natürlich von seinem Heimatsland.

Er lehnt sich zurück gegen das weiche Polster der Sesselgarnitur und senkte seinen Blick wieder hinab in die Speisekarte, während er seinen Cocktail endlich wieder registrierte und einen Schluck daraus nahm, eher gesagt, ihn in einem Zug austrank. Reden konnte doch ganz schön durstig machen. Als die Kellnerin kam bestellte er eine große Apfelschorle und ein ,Opera-Teller‘. Der Opera-Teller war ein Gemisch aus gerösteten Maiskolben, anderem Gemüse und magerem Grillfleisch, er hatte ihn schon von einigen empfohlen bekommen. Sie Portion sollte nicht zu groß sein, dafür der Geschmack aber umso empfehlenswerter. Er wartete, bis Keiko ebenfalls bestellt hatte und die Bedienung sich wieder verzogen hatte.
„Sprichst du eigentlich auch irgendwelche Fremdsprachen?“ fragte er die Japanerin. Nun war er doch neugierig geworden, denn bei Deutsch und Englisch war es bei ihm dann auch vorbei. Er würde zwar noch ein paar Sätze auf Spanisch und Schwedisch zusammen bekommen, aber das wars dann auch. Schwedisch auch nur daher, da man, wenn man in Finnland aufwächst, zumindest in der Nähe der großen Städte wie Helsinki etc. nicht darum herum kommt, mit dieser Sprache konfrontiert zu werden. Viele Teile Finnlands sind schließlich Zweisprachig.

Doch eigentlich würde er nun nicht einmal ein Gespräch benötigen, um sich wohl zu fühlen, was komisch war. Normal fühlte er sich bei fremden Menschen, die er noch nicht lange kannte, unwohl, aber bei ihr war keine Spur davon. Bei ihr hatte er eher das Gefühl, dass er sie schon viel länger kannte und verfiel daher auch nicht in seine sonst so typische Schüchternheit.
In diesem Moment ertönte aus dem Lautsprecher eines seiner Lieblingslieder in gedämpfter Lautstärke. Während er sich von dem Klang des Liedes berauschen ließ, war sein Blick erneut auf Keiko gerichtet, während er auf ihre Antwort wartete. Hier im schimmernden Licht, das die Deckenleuchte über ihnen abgab, sah sie noch viel schöner aus als zuvor. Irgendwie faszinierte ihn ihr Anblick gerade, so konnte er nicht wegschauen. Er verspürte den seltsamen Drang ihre Lippen mit den seinen zu bedecken, der nur noch stärker wurde, je mehr Sekunden der Stille vergingen. Fast schon hoffte er, sie würde endlich was sagen, um ihn aus diesem seltsamen Bann zu befreien. Er räusperte sich und zwang sich seinen Blick von ihr zu wenden, nahm unbeholfen sein Glas voll Apfelschorle in die Hand und nahm einen kräftigen Schluck. Die kalte Flüssigkeit schenkte ihm wieder etwas mehr Klarheit in seinem Kopf, fast musste er sich ermahnen nun nicht zu erröten, schließlich konnte sie nicht wissen, was da gerade in ihm vor sich ging. Also wartete er einfach immernoch ihre Antwort auf seine harmlose Frage ab.
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Beitrag  Keiko Kubota Fr März 25 2011, 16:54

Das Oscar auf ihre Frage schmunzelte verunsicherte sie ein wenig. Hatte sie etwas falsches gesagt? Doch sie wollte sich nicht schon wieder selbst quälen und schob den Gedanken beiseite. Schließlich würde er es ihr schon gleich erzählen. Er berichtete erst darüber, dass es eine Jury gab. Das fand sie gut. Sie hatte schon Angst, dass hier nur die Zuschauer entscheiden würden. Wenn das Puplikum neutral war, war es ja was anderes. Aber man sah es ja an Castingshows im Fernsehen. Erstensmal riefen meistens nur Frauen an. Diese Frauen wählten natürlich die Männer, die ihnen am meisten zusagten. Wirklich auf Gesang kam es da nicht an. Solang einer gut aussah, hatte er schon gewonnen. Nicht, dass Oscar das zum Nachteil werden würde. Für ihn würde sie sofort anzufen. Keiko schmunzelte über ihre irrsinnigen, kindlichen Gedanken und schüttelte leicht den Kopf um sie los zu werden. Wahrscheinlich hatte er die Geste bemerkt und es falsch intepretiert. Er erklärte nämlich weiter, warum es gut war, dass die Jury am Schluss die Entscheidung treffen würde. Sie ließ sich davon jedoch nicht stören. Schließlich genoss sie es seine Stimme zu hören. Es wäre wirklich unfair, wenn jemand gewann nur weil er die meisten Freunde mitanschleppte. Sie bewunderte Oscar für seinen Mut, dass er sogar vor einer erfahrenen Jury singen wollte. Das ganze hier schien ein größeres Event zu sein, als sie Anfangs dachte. Sie hatte angenommen, dass es nur eine kleine Karaokebar war die eben ab und zu kleine Wettbewerbe veranstaltet. Doch wenn das hier eines war, dann sicher nicht klein. Es war wirklich eine große und auch seriöse Sache. Wenn sich Keiko mehr auf Singen beschrenken würde, würde sie hier sicherlich auch gerne auftreten wollen.
Dann gab er ihr Antwort auf die zweite Frage und jetzt verstand sie, warum er so geschmunzelt hatte. Für ihn war es selbstverständlich Deutsch zu können, da es in Finnland als Fremdsprache gelehrt wurde. Davon konnte Keiko ja nichts ahnen. Sie lächelte und nickte ihm verstehend zu. Oscar war schon ein erstaunlicher Junge. Noch nie hatte sie einen Mann kennengelernt, der so Sprachenverliebt war. Finnisch, deutsch, englisch. Sie würde ihn zu gerne mal etwas in den Sprachen sagen hören. Was sie alles wollte. Mehr über ihn erfahren, ihn singen hören, die Sprachen hören. Langsam hatte sie wirklich um sich selbst Angst. Oscar verdrehte ihr den Kopf vollkommen. So etwas wie jetzt hatte sie noch nie gefühlt. Doch es war schön und fühlte sich verdammt gut an. Er erzählte weiter von Deutschland. Das es ein schönes Land war und er dort auf jeden Fall nochmal hinfliegen wollte. Keiko lächelte. Auch sie würde gerne einmal nach Deutschland gehen. Wenn man so viel Gutes von diesem Land hörte, musste es in der Tat einmal gesehen haben. Für eine Sekunde schlich sich die Idee in ihren Kopf, dass sie gemeinsam dort hin fliegen könnten. Doch das war ihr zu fiel. So sehr durfte sie nicht abdriften. Das ganze ging langsam wirklich in eine gefährliche Richtung. Verlockend war es dennoch.

Die Bedienung trat inzwichen an ihren Tisch und nahm die nächste Bestellung der beiden auf. Keiko bestellte sich einen Salat mit Putenbruststreifen und verschiedenen Soßendips. Als Getränk wählte sie diesmal ein Wasser und tat es so fast Oscar gleich. Sie war eh nicht der Typ, der so viel alkoholisches trank. Was hauptsächlich daran lag, dass es ihr einfach nicht schmeckte. Und sie sah es nicht ein, etwas zu trinken was ihr gar nicht mundete. Als die Bedienung weg war, fragte Oscar ob sie irgendwelche Fremdsprachen konnte. Etwas verlegen starrte sie auf ihre Finger die mit den Bändern ihres Kleides spielten. "Ehm... nein... Leider nicht." Sie wusste auch nicht, warum sie sich jetzt so komisch vorkam. Sie hatte das Gefühl das der Junge ihr Gegenüber ein Multitalent war. Er war in allem was Keiko faszinierte gut und jetzt kam sie daher und konnte mit keinen weiteren Sprachen dienen. Nicht gerade beeindruckend. Sie sah Oscar nicht an, doch nachdem er nicht sagte, wartete er sicher darauf ob noch was kam. "Nunja, eigentlich lernt man in Japan noch Chinesisch. Also man kann es auch wählen, wenn man erst mal seine eigene Sprache richtig kann. In Japan gibt es ja zwei Sprachen und drei verschiedene Schriften. Es dauert schon länger bis man das alles vollkommen beherrscht, aber dann kann man sich auch noch chinesich aneignen. Viele sind ja der Meinung, dass das das gleiche ist. Natürlich völliger Quatsch. Chinesisch ist eben viel mehr... Ching, Chang, Chong -" Sie lachte bei dieser simplen Erklärung "- und, naja japanisch ist viel weicher. Nicht so hart. Die Sprachen sind sehr unterschiedlich. Aber nachdem ich in Japan nicht zur Schule ging, beherrsche ich nicht mal die alte Schrift Japans. Ich bin froh, dass es mir per Fernstudium möglich war, meine Muttersprache noch mehr auszufeilen. Im Alter von drei Jahren bin ich ja schon in Amerika gewesen." Sie sah zu ihm auf und entgegnete seinem interessierten Blick. War das jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt um auf das eine ganz bestimmte Thema zurückzukommen?
Doch gerade jetzt kam die Kellnerin zurück und stellte den beiden ihr Trinken hin. Keiko lächelte und bedankte sich. Als die Bedienung wieder verschwand, hoffte sie, dass er weiter auf ihre Erzählung eingehen würde und vielleicht nochmal nachfragte.
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Beitrag  Oscar Korhonen Di März 29 2011, 15:47

Oscar hörte ihr aufmerksam zu. Bisher hatte er sich nicht viel mit der japanischen Sprache befasst, mit der chinesischen noch weniger. Aber wenn sie so begeistert davon redete, bekam er fast Lust, sich doch mal mehr auf dieser Sprache anzuhören. Durch ihre Erzählungen vergaß er den seltsamen Drang, den er zuvor noch verspürte, wie er erleichtert fest stellte. Denn wie oft hatten irgendwelche Männer durch genau solche Situationen so vieles zerstört? Es war doch nett, dass sie sich beide gut verstanden und sie auch ähnliche Interessen hatten, wieso also sollte er es kaputt machen, nur weil ihm auf einmal nach küssen gewesen war? Er konnte sich nicht vorstellen, dass es der Japanerin genauso ging. Doch wieso dachte er nun überhaupt darüber nach? Es war doch nur eine kurze Abzweigung seiner Beherrschung, oder?

Sie hatte ihre Muttersprache also erst durch ein Fernstudium richtig gelernt, aber warum? Gerade wollte er fragen, wieso sie denn mit drei Jahren schon in Amerika war, doch genau in diesem Moment kam die Bedienung und stellte ihre Getränke vor ihnen ab. Er hörte, wie Keiko sich leicht bedankte und dann huschte die Bedienung auch schon wieder davon. Kein Wunder, der Club war inzwischen gut gefüllt, fast alle Tische waren voll. Da hatten sie ja richtig Glück, dass sie schon so früh da waren, denn von den wenigen freien Tischen waren einige davon auch noch reserviert. Wäre aber auch schade gewesen, wenn ein so schöner Club leer geblieben wäre. Er lächelte leicht, bis er wieder zum eigentlichen Thema zurück fand.
„Wieso seid ihr denn nach Amerika gezogen, als du gerade drei Jahre alt warst? Also ich vermute nun einfach mal, dass du mit deinen Eltern her gezogen bist, oder liege ich da falsch?
Wieder kam ihm das Thema von der Hinfahrt in den Sinn, irgendwie hatte sich auch nun die Stimmung bei ihnen wieder geändert. Wenn sie zuvor noch fröhlich und ausgelassen war, als sie sich über belanglose Dinge wie die Songauswahl oder Sprachen unterhielten, so lag nun wieder ein gewisser Ernst in der Luft. Ob er nun noch mal auf ihre Frage vom Auto vorhin zurück kommen sollte? Doch er wollte erst einmal abwarten, was sie über ihren Umzug zu berichten hatte, wollte sie nun nicht in ihrer Erzählung stören. Ihre Frage über sich konnte er danach auch noch beantworten. Außerdem wusste er gar nicht, wie genau er sie beantworten sollte. Es gab bisher ja kaum jemanden, der die volle Wahrheit wusste. Sollte er sie anvertrauen? Doch wieso nicht? Sie schien nicht der Typ Mensch zu sein, der solche Geschichten sofort ausbreitete und so vielen Menschen wie möglich weitertratschte. Aber interessierte es sie überhaupt? Er wollte von ihr dann kein vorgespieltes Mitleid. Das hatte er schon von zu vielen bekommen, genau das war auch der Grund, wieso er irgendwann anfing zu lügen, wenn man ihn nach seinen Beweggründen für seinen Umzug fragte. Noch in Finnland hatte er allen die Wahrheit gesagt, wenn sie von ihm wissen wollten, wieso er denn nach Amerika ziehen wollte. Gut, dort hätte er es sowieso nicht lange geheim halten können, denn irgendwann würde auch dem letzten auffallen, dass Sohvi nicht mehr da war, aber er sah keinen Grund darin zu lügen. Doch alle kamen sie mit der selben Situation. Alle wussten sie nicht recht, was sie sagen sollten, entweder schwiegen sie mit einem reservierten „Hmmm,“ oder sie überhäuften ihn mit Mitleid, dass teilweise nicht mal von Herzen kam, sondern aus dem Glauben, das war in dieser Situation nun nötig. All die Reaktionen machten Oscar krank, er hatte das Gefühl durchzudrehen, wenn auch nur ein weiterer mit seinem scheiß verlogenen Mitleid kam. Als er dann hier her zog beschloss er daher, allen einfach eine andere Geschichte aufzutischen. So wussten sie nicht, was passiert war und konnten ihm auch kein Mitleid vorgaukeln und ihn auch nicht wie einen Schwerkranken behandeln, dem man keine Sorgen oder Tatsachen auftischen konnte. Wieder machte sich eine leichte Wut in ihm breit, wenn er an all das dachte. Seine Freunde in Finnland waren nach dem Tod seiner Schwester mit ihm umgegangen, als wäre er aus Zucker. Nur Siiri riss sich zusammen und führte ihren Alltag normal fort, auch wenn er immer zu ihr kommen konnte, wenn ihm danach war. Dafür hatte er sie geliebt, dafür, dass wenigstens ein Mensch da war, der wusste, was er brauchte und nicht ihm alles noch schwerer machen. Denn Oscar stand noch nie gerne im Mittelpunkt, er wollte nicht von allen bemitleidet werden und schon gar keine Sonderbehandlung bekommen. Hier war alles so einfach, keiner wusste, wie es wirklich in ihm aussah, alle sahen ihn nur als normalen Jungen, der lachte und fröhlich war. Ganz ehrlich war er nicht, aber seine Fröhlichkeit war manchmal nicht mal gespielt, denn je mehr Zeit verging, desto gelassener wurde er, desto mehr drängten sich all die schlimmen Erinnerungen in den Hintergrund, auch wenn sie immer noch präsent waren und ihn wohl niemals loslassen würden.

Er räusperte sich, mal wieder waren seine Gedanken abgedriftet. Hoffentlich hatte sie ihm inzwischen nicht geantwortet, so dass er ihre Worte in seinem eigenen Gedankenchaos überhört hatte. Vorsichtshalber entschuldigte er sich schon mal: „Sorry, ich war grad ganz wo anders.. hast du etwas gesagt?“
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Beitrag  Keiko Kubota Fr Apr 01 2011, 08:40

„Wieso seid ihr denn nach Amerika gezogen, als du gerade drei Jahre alt warst? Also ich vermute nun einfach mal, dass du mit deinen Eltern her gezogen bist, oder liege ich da falsch?" Keiko nippte kurz an ihrem Getränk während er die Frage stellte. Irgendetwas in ihr war tatsächlich erleichtert darüber, dass er nachgefragt hatte. Immerhin war dies auch ein Zeichen, dass er sich wirklich dafür interessierte. Wenn nicht, dann wäre dies der beste Zeitpunkt gewesen, das Thema zu ändern. Bei seinen Worten drang sich ein Bild vor Keikos Augen. Sie mit ihren Eltern - gemeinsam. Ein großer Wunsch, der sich für die junge Asiatin niemals erfüllen würde. Zumindest nicht zu ihren Lebzeiten. Sie konnte nur darauf hoffen, dass es ein Leben nach dem Tod gab und sie ihre Eltern dann endlich wieder in die Arme schließen durfte. Sie merkte, wie sich erneut das Wasser in ihren Augen sammelte und wischte die Tränen schnell fort. Sie durfte sich jetzt nicht so gehen lassen. Sie musste jetzt stark sein. Sie hatte es darauf angelegt, dass er fragte und nun gab es kein zurück. Als sie Oscars Stimme erneut vernahm schreckte sie kurz etwas hoch. Er entschuldigte sich, weil er gerade wo anders war. Keiko konnte im Moment nur den Kopf schütteln um auf seine Frage zu antworten. Sie musste erst einmal ihre Stimme wieder finden. Er war mit seinen Gedanken wo anders. Hieß das vielleicht ihn interessierte es doch nicht so sehr, oder aber er hatte ihre Tränen gesehen und gemerkt, dass es ihr unangenehm war. Möglicherweise tat er darum so, als hätte er nichts mitbekommen. Oder aber er war mit seiner eigenen Geschichte beschäftigt, die ihrer vielleicht gar nicht so unähnlich war. Die Japanerin atmete tief durch, bevor sie begann zu erzählen. Es war jetzt egal, warum er das gesagt hatte. Jetzt hörte er zu und sie hatte sich wieder einigermaßen im Griff.
"Im Alter von drei Jahren kam ich zu meiner Tante Ashley nach Amerika. Es war ähnlich wie bei dir eher unfreiwillig. Meine Eltern... sind tot." Nach diesem Satz war es erst einmal still. Auch Keiko brauchte einige Sekunden, bis sie mit der Geschichte fortfahren konnte. Sie wusste auch so welche Fragen er hatte, er musste sie nicht aussprechen. "Sie wurden beide... zu Hause bei uns aufgefunden. Das Haus war völlig zerstört... Ein Trümmerhaufen." Keiko überlegte sich ganz genau ob sie mit der ganzen Wahrheit rausrücken sollte. Immerhin war das mit dem Schnee schon verwunderlich. Andererseits stand es ja sogar im Polizeibericht. Niemand konnte es sich erklären wo der Schnee auf einmal her kam. Sicher war es zu dieser Jahreszeit kalt gewesen, aber Schnee war in Japan selten. Und außer der Stelle an dem ihr Haus stand lag nirgends Schnee. Als hätte ein starker Schneestrum nur das Haus ihrer Eltern attackiert. Sie sah Oscar kurz an. Sah in seine aufrichtigen Augen die im Moment so viel Verständniss und auch Wissen ausstrahlten, dass sie sich dafür entschied ihm alles zu erzählen. Das war eine Geschichte die zu ihr gehörte, und wenn er sie danach für verrückt hielt oder ihr nicht glaubte, dann eben nicht. Wahrscheinlich würde das dann das letzte mal gewesen sein, dass sie sich jemanden so sehr anvertraute. Sie atmete ruhig aus und sprach mit etwas unsicherer Stimme weiter. "Sie wurden beide getötet, davon geht die Polizei aus. Es war schwierig spuren zu finden, weil... alles voller Schnee war. Das ist das komische. Wir haben selten Schnee in Japan und in unserer Wohnregion hatte es an diesem Tag nicht geschneit. Nur mein Elternhaus... Es sah aus als wäre es von einer gewaltigen Schneemasse niedergerissen worden. Selbst in der Wohnung lag Schnee. Meine Tante erzählte mir später, dass... im Autoptionbericht stand, dass sie auch vom inneren förmlichst... eingefroren waren. Ihre Organe, einfach alles. Ich war zu dem Zeitpunkt nicht zu Hause. Man hat mir gesagt, dass es wohl auch mich getroffen hätte, wenn ich da gewesen wäre...
Es gab Momente in meinem Leben, da hätte ich es mir gewünscht." Wieder kehrte ein kurzer Moment der Ruhe ein. Keiko bemerkte das ihre Hände leicht zitterten und ließ sie darum unter dem Tisch verschwinden. Doch dann fiel ihr noch ein anderer Punkt ein, dem sie ihm nicht verschweigen sollte. Also nahm sie eine Hand wieder nach oben und berührte mit ihren Fingern leicht seine Hand. Als sich die Haare an seinem Arm leicht aufstellten, zog sie ihre Hand weg. "Ich bin auch sehr kalt. Das ist seit meiner Geburt so gewesen. Ich weis nicht was das alles zu bedeuten hat. Und obwohl ich den Schnee eigentlich mehr als alles auf der Welt hassen müsste, gibt es keine Jahreszeit die ich mehr liebe als den Winter." Als sie mit ihrer Erzählung fertig war, merkte sie erst wie laut es hier mittlerweile war und wie viele Menschen gekommen waren.
Der ganze Club war voll. Schon seltsam. Als sie ihm seine Geschichte erzählt hatte, war es als gäbe es nur ihn und sie. Als wären sie ganz alleine. Kein anderes Geräusch war zu ihr durchgedrungen. Jetzt musste sie einfach Oscars Reaktion abwarten. Sie hoffte, flehte, dass er sich jetzt nicht von ihr abwandt. Sein Blick vorhin, hatte sie bestärkt, doch vielleicht hatte das getäuscht. Sie konnte nicht mehr als warten. Wenn das hier bereits das Ende ihres Kapitels war, dann war es eben so. Dann sollte sie eben in seiner Geschichte nicht mehr sein, als eine kleine Nebenrolle. Eine kleine Füllepisode auf dem Weg zum Happy End.
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Beitrag  Oscar Korhonen Fr Apr 01 2011, 20:24

Oscar richtete seinen Blick wieder auf sie und erst jetzt bemerkte er, dass sie wohl geweint haben musste, zumindest waren auf ihren Wangen noch feine Spuren von Tränen zu finden. Der Anblick erschreckte ihn ein wenig, was war denn los mit ihr? Doch bevor er nachfragen musste, fing sie auch schon an zu erzählen. Er hörte ihr aufmerksam zu, ließ dabei fast jeden zweiten Satz in seinem Kopf Revue passieren. Ihre Eltern waren also tot, er konnte sich gar nicht vorstellen, wie schwer das für sie sein musste. Er selbst kam schon kaum über den Tod seiner Schwester hinweg und wie musste es dann sein, wenn man seine Eltern verlor und gleich beide auf einmal? Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Bei ihren weiteren Erzählungen weiteten sich seine Augen etwas. Es war nicht so, dass er ihr keinen Glauben schenken würde, wieso sollte sie denn auch so etwas erfinden? Doch was sie da sagte klang so unreal, so abstrakt, kaum möglich. Zumindest nichts, was man sich mit dem Menschenverstand erklären konnte. Er pustete die Luft aus. Das klang alles wirklich sehr verwirrend, aber auch sehr schlimm. Es musste schrecklich sein für ein Kind in dem Haus, in dem es sich bisher sein Leben lang in Sicherheit gewiegt hatte die eigenen Eltern tot aufzufinden und dann auch noch unter solchen mysteriösen Umständen, noch dazu kam, dass der Verdacht auf Mord bestand.
„Das ist echt krass,“ meinte er. „Krass und unglaublich. Hast du denn nie den Drang verspürt deine Eltern zu rächen, den Mörder zu suchen?“
Anstatt einer Antwort merkte er, wie sie in diesem Moment kurz seine Hand berührte und zuckte leicht zusammen, sie war eiskalt.
"Ich bin auch sehr kalt. Das ist seit meiner Geburt so gewesen. Ich weis nicht was das alles zu bedeuten hat. Und obwohl ich den Schnee eigentlich mehr als alles auf der Welt hassen müsste, gibt es keine Jahreszeit die ich mehr liebe als den Winter,“ erklärte sie.
Er schaute sie gespannt an, doch es kam nichts weiter mehr von ihr, mehr wusste sie wohl auch nicht. Er lächelte matt. „Irgendwann wirst du sicher heraus finden, was es mit der ganzen Sache auf sich hat.“ Da war er sich sicher, denn selbst wenn Geheimnisse noch so gut verschlüsselt werden, irgendwann fand man doch den Lösungsweg und wer weiß, vielleicht war sie schon näher dran, als sie dachte. „Tut mir außerdem Leid die ganze Sache.. da kann ich dich nur zu gut verstehen....“

War nun der richtige Zeitpunkt um auch mit seiner Geschichte herauszurücken? Oder würde das nun egoistisch herüber kommen, so auf die Art, er musste sich gleich wieder selbst in den Vordergrund rücken, anstatt einfach nur ihr beizustehen. Doch andererseits, nun wo sie so offen zu ihm war fand er, dass auch sie die Wahrheit über ihn verdiente.
„Nungut.. dann will ich dir auch nicht länger verheimlichen, was es mit meiner Geschichte so auf sich hat, wieso ich hier her kam unfreiwilligerweise.“ Er räusperte sich. „Leicht fällt es mir nicht zu erzählen, die Geschichte kennt kaum jemand, die meisten nur aus meiner Heimatstadt, nicht mal Thordes kennt sie.“ Wieder lächelte er matt.
„Nun gut...“ begann er zu erzählen: „Wie ich ja vorhin im Auto schon erwähnt hatte sollte es hier nur ein Urlaub werden mit Siiri meinen Eltern und meiner kleinen Schwester Sohvi. Die ersten Tage waren auch echt sehr schön, wir hatten richtig viel Spaß und alles war einfach wunderbar, aber gut, ich weiche ab. Auf jeden Fall war es wenige Tage bevor wir wieder wieder abreisen wollten. Wir verbrachten den Tag am Strand, doch alle anderen wurden müde und wollten schonmal vor gehen ins Hotel. Ich blieb noch alleine mit Sohvi zurück, weil sie noch ein weniger Wasserball spielen wollte. Ich war zwar auch müde, aber das Wetter war an diesem Tag so herrlich und meine kleine Schwester sah hier so glücklich aus, dass ich ihr diesen Wunsch nicht verwehren wollte. Und so spielten und spielten und spielten wir und merkten nicht einmal, wie spät es inzwischen geworden war und das es anfing zu dämmern. Nach und nach verließen alle anderen Badegäste den Strand, bis nur noch wie beide übrig waren. Als es gänzlich dunkel war, wollte ich nur schnell den Wasserball holen, der weiter weg gefallen war, um danach auch zu den anderen ins Hotel zu gehen. Ich wies Sohvi an, sie solle kurz auf mich warten und machte mich auf die Suche nach dem Ball, denn ich bald darauf auch fand. Doch gerade als ich ihn aufheben wollte hörte ich einen Schrei hinter mir. Schnell rannte ich zurück und sah gerade noch, wie ein Mann bei Sohvi stand.“ Seine Stimme wurde schwach, es fiel ihm immernoch viel zu schwer, darüber zu reden. Er seufzte. „Ich war zu weit weg, konnte nicht sehen, was genau er mit ihr machte, doch als ich die beiden erreicht hatte, sackte sie in sich zusammen. Der Mann grinste mich fies an und war im nächsten Moment einfach so verschwunden! Einfach so, als hätte er sich in Luft aufgelöst, das war echt unheimlich! Aber ich machte mir nicht weiter Gedanken darüber, sondern eilte natürlich zu meiner Schwester, doch ich kam zu spät, sie war tot.“
Nun war es raus, nun war sie die erste hier, die davon wusste. Doch es fühlte sich gut an, dass er sich endlich jemand hatte anvertrauen können.
Nun wurde seine Stimme aber aggressiver, fast schon laut. „Jeden einzelnen verdammten Tag mache ich mir nun Vorwürfe! Wäre ich nicht auf die dumme Idee gekommen mit ihr noch am Strand zu bleiben, wäre sie nun noch am Leben und würde ein glückliches und vor allem LANGES Leben führen. Nur, weil ich nicht auf sie aufpassen konnte, ist sie nun tot.“ Er ballte seine Hand zur Faust. „Und so gut wie jeden Tag bin ich am Strand, in der Hoffnung dort irgendwann wieder auf den Mann zu stoßen, dessen Gesicht sich in mein Hirn gebrannt hat wie ein böser Alptraum, der Mann, der meine Schwester auf dem Gewissen hat. Ich will sie endlich rächen, sie war noch so jung, so unschuldig und ein so wundervoller Mensch, es ist einfach unfair, dass sie nicht mehr da ist, das hatte sie nicht verdient.“ Er versuchte, sich wieder zur Beherrschung zu bringen, atmete tief ein und wieder aus. „Nungut, nun weißt du auf jeden Fall auch, wieso ich hier her gezogen bin.“
Er hoffte nur, das sie ihn verstehen würde und das sie es nicht als aufdringlich empfand, dass er es ihr nun erzählt hatte nachdem sie ihm unmittelbar davor erst vor ihren Problemen erzählt hat, aber vor allem hoffte er auf kein vorgespieltes Mitleid.
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Beitrag  Keiko Kubota Do Apr 14 2011, 19:51

Nachdem Oscar mit seiner Geschichte fertig war, war Keiko wie gelähmt. Eigentlich wusste genau wie er sich fühlte, doch bei ihm kam noch ein ganz anderes Gefühl hinzu. Das Schuldgefühl. Sie konnte sich richtig in ihn hinein versetzen. Ihr würde es wahrscheinlich genau so gehen wie ihm. Sicherlich stellte er sich ständig die Frage was gewesen wäre, wenn er sie nicht allein gelassen hätte. Er musste sich schreklich fühlen. Wen er diese Geschichte wohl schon anvertraut hatte? Das war schließlich nichts, was man jedem gleich auf die Nase band. Ihr ging es da ja nicht anders. Etwas ratlos starrte sie auf den Tisch und fuhr mit ihren Fingern über einen kleinen Wassertropfen der von ihrem kalten Getränk stammte. Was sollte sie denn jetzt sagen? Wie sollte der weitere Abend verlaufen? Sollten sie jetzt einfach weitermachen wie bisher und so tun als ob nichts gewesen wäre? Aber nach solch einem Thema, war das gar nicht mehr so leicht. Außerdem gab es da eine Sache, die sie nicht verstand. Der Mann war einfach so vor ihm verschwunden? Wie war sowas denn möglich? Vielleicht war Oscars Erinnerung an diesen Abend ja wegen der schrecklichen Ereignisse getrübt? Doch andererseits sorgte doch genau DAS dafür, dass er sich an jedes einzelne Detail erinnerte, als sei es gestern gewesen. Genau wie sie an dem Tag, an dem sie erfuhr, dass ihre Eltern nie wieder zurück kommen würden. Sie presste die Lippen aufeinander. Sie glaubte Oscar jedes Wort und sie verstand, warum er jeden Tag am Strand war. Sie würde es sicherlich nicht anders machen. Er hatte sie gefragt, ob es sie nicht nach Rache sehnte. Jetzt verstand sie natürlich warum er so fühlte. Doch Rache, dass war etwas was sie gar nicht in sich fühlte. Oscar hatte den Mörder gesehen, aber Keiko hatte ja überhaupt keinen Anhaltspunkt. Wer hat es getan und wie? Irgendwie gab es bei beiden Fällen etwas mysteriöses. Bei ihr den Schnee und bei ihm das plötzliche verschwinden. "Nein.... an Rache denke ich eigentlich nicht. Aber ich kann es bei dir verstehen." Sie senkte erneut ihren Blick nach dem sie ihn kurz in seine braunen Augen gesehen hatte. "Ich finde das komisch... er ist einfach so verschwunden? Ich meine, ich glaube dir jedes Wort. Bei meinem Fall sind ja auch viele merkwürdige Dinge passiert, aber... Hast du schon mal darüber nachgedacht das es vielleicht..." Sie stockte. Für einen kurzen Moment hatte sie gar nicht genau darüber nachgedacht, was sie da sagen wollte. Sie musste sich schon eingestehen, dass sie ab und an daran gedacht hatte, dass etwas Übersinnliches am Tod ihrer Eltern verantwortlich war. Keiko glaubte schon, dass es außer den Menschen noch andere Wesen auf der Erde gab. Doch sah Oscar das genauso? Oder würde er sie jetzt für völlig verrückt halten? Aber eigentlich war er es, der behauptete der Mann sei vor ihm einfach verschwunden, also fasst sie doch noch den Mut weiter zu sprechen. "Naja... ich hab mich manchmal gefragt, ob es vielleicht... kein Mensch war... der meine Eltern getötet hat, sondern... irgendwas anderes. Eine höhere Macht oder so..." Nachdem sie die Worte ausgesprochen hatte, bereute sie es allerdings sofort wieder. Mit rotem Gesicht sah sie nach unten und ihre Finger begannen wieder nervös mit ihrem Haarzopf zu spielen. "Ach... vergiss was ich gesagt habe..." murmelte sie leise, mehr für sich als für den jungen Mann.
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Crimson Opera - Club Empty Re: Crimson Opera - Club

Beitrag  Oscar Korhonen Mo Mai 02 2011, 20:27

Abwartend saß Oscar da und wartete, wartete auf eine Reaktion von Keiko. Er wusste nicht, was er nun überhaupt erwartete, aber es wäre nun einfach zu seltsam, wenn sie einfach weitersprachen, als wäre nichts gewesen, nachdem sie beide endlich das los geworden waren, was ihnen schon so lange auf der Seele lag. Ob Keiko ihre Geschichte wohl schon mehreren erzählt hat? Vielleicht könnte sie es ja nicht verstehen, wieso er kaum jemandem die Wahrheit sagte, wieso er hier her kam, vielleicht würde sie ihn dann für einen Egoisten halten, der für sich den Weg wählt, der ihm am einfachsten erscheint, ohne dabei an die anderen zu denken, wie die sich vorkommen mussten, wenn sie derart belogen worden. Nun, er belog sie nicht direkt, er verschwieg eben nur den springenden Punkt in der Geschichte.. sozusagen.
"Ich finde das komisch... er ist einfach so verschwunden? Ich meine, ich glaube dir jedes Wort. Bei meinem Fall sind ja auch viele merkwürdige Dinge passiert, aber... Hast du schon mal darüber nachgedacht das es vielleicht..." Erstaunt schaute er zu ihr auf. Irgendwie gefielen ihm ihre Worte nicht, irgendwas daran störte ihn, doch er wartete erst einmal ab, bis sie weiter sprach. "Naja... ich hab mich manchmal gefragt, ob es vielleicht... kein Mensch war... der meine Eltern getötet hat, sondern... irgendwas anderes. Eine höhere Macht oder so..." Doch bereits nachdem sie die Worte ausgesprochen hatte, schien sie sie zu bereuen, erneut lief sie rot an und wand ihren Blick ab, bevor sie meinte, er soll einfach vergessen, was sie gerade gesagt hatte. Doch Oscar konnte das nicht vergessen. All die Monate hatte er voller Wut an den Tag zurück gedacht, an dem es geschah, hatte diesen einen Moment, in dem er zu spät kam immer und immer wieder vor seinem geistigen Auge abgespult, hatte Alpträume davon und dachte unentwegt an ihren Mörder, aber noch nie kam ihm der Gedanke, dass daran etwas komisch war. Gut, Menschen lösen sich für gewöhnlich nicht einfach so in nichts auf, aber damals war er wohl so geschockt, dass er das nur am Rande registriert hatte, ohne groß darüber nachzudenken. Aber nun wo sie es erwähnte fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Wieder sah er den Mann, wie er in der einen Sekunde noch da war und in der nächsten bereits weg, seine tote Schwester wie ein Sandsack zu Boden fiel. Er schluckte hart, dieses Bild traf ihn doch jedes Mal aufs Neue. Aber sie hatte recht, irgendetwas stimmte mit dieser Szene nicht. „Hmmm“, gab er nachdenklich von sich. „Weißt du, nun wo du es sagst... da hatte ich echt nie dran gedacht.“ Immernoch nachdenklich schüttelte er den Kopf, wie konnte er denn so blind gewesen sein? Rekonstruierte in Gedanken alles mögliche, aber auf das Offensichtliche kam er nicht. „Aber was soll es denn gewesen sein?“ fragte er ratlos und schaute ihr in ihre dunklen Augen.

Es kam ihm so lange her vor, wo sie einfach nur wie zwei normale junge Leute hier saßen und Spaß hatten, dabei war dies erst ein paar Minuten her. Wie ein einziger Moment doch alles ändern konnte, diese Tatsache zeigte das Leben ihm immer wieder. Er bemerkte, wie seine Haut von einer Gänsehaut überzogen wurde und fuhr sich langsam über seine Unterarme. Das alles war echt mysteriös und schwer begreiflich. Auch wenn ihm nun klar geworden war, dass da etwas faul war, so konnte er sich nicht erklären was. War der Mann einfach besonders begabt und hatte sich schnell in den Sand eingegraben, oder konnte er so schnell rennen, dass er in seinem Schockzustand es einfach nicht mehr wahr genommen hatte, wie er abhaute? Aber das glaubte er nicht, das hätte er bemerkt und dann hätte er ihn auch verfolgt. Er atmete tief aus. Nun dachte er auch wieder an ihre Geschichte, die ebenfalls sehr merkwürdig war und wieder kam es ihm wie die seltsame Ironie des Schickals vor, dass ausgerechnet sie zwei sich nun kennen gelernt hatten, als wollte das Leben ihm damit irgendetwas sagen. Und vielleicht war es auch so, vielleicht konnte er durch sie die Antworten finden auf all die Fragen, die ihm schon so lange im Kopf herum sirrten und vielleicht konnte er ihr im Gegenzug weiterhelfen, vielleicht war genau das der Grund, wieso sie sich begegnet sind, eine Art Bestimmung. Normal glaubte er an so etwas nicht, glaubte nicht an Bestimmungen und das vorhergesehene Schicksal, sondern eher an den Zufall, aber nach all dem was er gerade gehört hatte, würde es ihn nicht wundern, wenn es doch anders wäre, wenn ihm das Leben einen Wink in die richtige Richtung schicken würde. Das würde auch erklären, wieso es ihm bei ihr so leicht fiel, sich ihr zu öffnen, um die ganze Geschichte zu erzählen.
„Meinst du, wir finden das je raus, ob da wirklich mehr dahinter steckte?“ fragte er und lächelte sie schwach an. „Vielleicht war es nun sogar besser, dass ich zuvor niemandem davon erzählt hatte...“ meinte er halb in Gedanken. Sonst hätten sie ihn vielleicht noch für einen Irren gehalten oder so etwas auf die Art.
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Beitrag  Keiko Kubota Mi Mai 11 2011, 15:20

Oscar war erst eine Zeit lang still. Kein Wunder. Was sollte man auch schon auf so einen Blödsinn antworten. Obwohl es für sie gar nicht so abwegig war. Aber ein unparteiischer Mensch sah das möglicherweise ganz anders. Was sollte sie denn jetzt machen, wenn er sie für verrückt hielt? Im schlimmsten Falle verlangte er die Rechnung, zahlte seine Getränke inklusive ihren als kleinen Trost und sein Beileid für ihre Hirnerweichung auszudrücken und verließ rasch die Bar. Keiko schluckte. Sie betete inständig, dass es nicht gar so schlimm verlaufen würde. Möglicherweise war er ja gut im überspielen seiner Gefühle und würde nicht ganz so hart zu ihr sein. Ihr innerstes verlangte immer noch danach schleunigst im Erdboden zu verschwinden. Dabei lief der Tag doch so gut. Und jetzt machte sie mit ihren komischen Theorien und Gedanken alles zu Nichte. Sophie würde sie dafür schlagen und sie hatte es auch nicht anders verdient.
Endlich ließ Oscar ein „Hmmm“ von sich hören und sie traute sich kurz aufzusehen. Sein Gesichtsausdruck war gar nicht so, wie sie es sich ausgemalt hatte. Er wirkte ganz ruhig, eher ernsthaft überlegend. Als sie dieses Gesicht sah, setzte sie sich wieder etwas aufrechter hin und sah ihn abwartend an. Seine nächsten Worte beruhigten sie noch mehr. Sie war mehr als positiv überrascht. Er dachte tatsächlich über ihre Worte nach. Doch wie kam es dazu, dass ihm all diese Hinweise und Zeichen jetzt erst unnatürlich vorkamen und ihm auffielen. Andererseits war es nicht verwunderlich. Sie selbst traute sich ja auch nicht irgendwem davon zu erzählen. Schließlich hörte es sich schon etwas verrückt an, doch was sollte man machen wenn so unerklärliche Dinge passierten? Da brauchte sich doch niemand wundern, wenn man mit der Zeit auf solche Gedanken kam.

Der Junge sah Keiko an und fragte, was sie glaubte was es war. Die Japanerin presste die Lippen sachte aufeinander und überlegte. Was sollte sie sagen? So genau wusste sie es ja auch nicht. War es einfach nur eine höhere Macht? Gab es so etwas wie Gott vielleicht doch? Und wenn es Gott gab, musste es auch das Böse geben. Der Teufel? Sie schmunzelte. Sie war nicht gläubig. An den biblischen Gott und seinen gefallenen Engel Luzifer glaubte sie eigentlich weniger. Aber das es gewisse Dinge auf der Welt gab die unmenschlich waren, da war sie sich sicher. Sie war der beste Beweis dafür. Langsam strich sie sich über ihren kalten Unterarm. Während sie überlegte fügte er noch hinzu, dass er froh war mit niemand anderen darüber gesprochen zu haben. Jetzt lächelte sie wieder. Ihr ging es ähnlich. Langsam glaubte sie wirklich, dass es Schicksaal war ihm begegnet zu sein. Es war schon fast zu perfekt wie sie hier gemeinsam saßen und redeten, auch wenn das Thema nicht das schönste war. Plötzlich verspürte sie in sich das Bedürfnis ihn an der Hand zu fassen und über seinen Handrücken zu streicheln. Seine Haut sah so weich aus und sie hatte einen so schönen braunen Teint. Für einen kleinen Moment drifteten ihre Gedanken komplett ab. Sie musste sich Mühe geben wieder zurück zu finden. Langsam machte sie sich Sorgen um sich selbst. So wie auf ihn hatte sie noch bei keinem Jungen reagiert.
Sie räusperte sich etwas verlegen und versuchte auf seine Frage zu antworten. „Ich weis auch nicht, was es sein könnte, aber ich bin mir sicher, dass es bei meinen Eltern etwas Unnatürliches war… Oh Gott, wie das klingt…“
Sie machte eine kurze Pause, bis sie weiter sprach. „Ich meine, das mit dem Schnee und der Kälte ist alles schon sehr… merkwürdig. Wie in einem schlechten Fantasy Film… Wer weis, vielleicht hat ja irgendein… ich weis nicht, vielleicht ein Kälte Gott oder ein Dämon oder so was meine Eltern getötet, darum der Schnee. Und vielleicht hab ich trotzdem irgendwas davon abbekommen, weil ich jetzt auch so kalt bin. Vielleicht bin ich ja auch verflucht oder so was… Oder ich verliere einfach meinen Verstand… Bitte sag mir, wenn ich aufhören soll. Wenn man es ausspricht, klingt es wirklich überhaupt nicht mehr realistisch und logisch… Ich habe bisher auch noch mit niemanden *so* darüber gesprochen. Ich meine, meine Freundin Sophie weis, dass meine Eltern tot sind. Aber über die genauen Umstände und meine Vermutungen habe ich geschwiegen. Ich denke, du kannst das am besten verstehen."


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Beitrag  Oscar Korhonen Di Mai 17 2011, 14:56

Oscar wartete geduldig, auch wenn es in seinem Inneren gerade alles andere als Geduldig aussah. Dies war kein Thema, welches man mit jedem besprechen konnte und er hoffte, dass sie ihn gerade nicht veräppelt hatte und ihn nun gleich auslachen würde, da er darauf herein gefallen zu sein. Doch eigentlich glaubte er das nicht, sie erweckte nicht den Eindruck, als wäre sie zu so etwas fähig. Eher schien sie mit ihren Gedanken gerade ganz wo anders zu sein. Etwas ratlos betrachtete er sie, an was sie wohl gerade dachte? Doch bereits im nächsten Moment räusperte sie sich und sprach endlich weiter, erlöste ihn damit von seiner Unsicherheit, da sie es wohl doch erst gemeint hatte und ihn nicht nur hinters Licht führen wollte. Gebannt hörte er ihr zu. Es war wirklich etwas merkwürdig, da hatte sie recht, vor allem, da ihre eigene Haut auch so kalt war. Aber wenn es nur von dem kam, was ihre Eltern getötet hatte, wie konnte es dann auf sie übergreifen? Sie war damit nicht in Berührung gekommen, zumindest nicht, wenn sich alles genau so abgespielt hatte, wie sie es ihm erzählt hatte. Es war verwirrend und dem Finnen wollte einfach keine plausable Erklärung dazu einfallen. Er musste grinsen, als sie selbst auch Zweifel zu bekommen schien, ob er sich nicht gleich über sie lustig machen würde.
„Bitte höre nicht auf,“ meinte er darauf nur. „Was ich nun sage klingt ebenfalls verrückt, aber ich weiß nicht wie oder warum, aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass wir endlich auf der richtigen Spur sind.“ Doch wie genau diese Spur aussehen sollte oder wohin sie führen sollte, konnte er nicht sagen. Gott, hoffentlich hörte ihnen keiner der anderen Gäste in diesem Moment zu, sonst würden gleich die Männer in den weißen Westen antanzen, um sie abzuholen und sie an einem angeblich sicheren Ort in der Irrenanstalt wieder absetzen, nachdem sie von einem der Gäste, oder gleich von allen, alarmiert wurden. Denn wenn es für sie beide schon so verrückt klang, wie musste es dann erst für andere klingen, die noch nie etwas erlebt haben, was sich nicht einfach so erklären ließ?

Aber irgendwie wie fühlte er sich in diesem Moment geehrt, dass er der Erste war, mit dem sie ausführlich darüber gesprochen hatte. Das musste doch was bedeuten, denn sie schien auch nicht eine derjenigen zu sein, die ihre Geschichten allen und jedem aufdrängten. Er hatte schon ein paar Menschen dieser Sorte getroffen und fand sie einfach nur nervig. Manche Sachen empfang er einfach als zu ‚intim’ und wollte auch gar nicht, dass sie jeder wusste, umgekehrt wollte er auch nicht von anderen alles wissen. Um sich so Sachen zu erzählen, fand er schon, dass da eine gewisse Vertrauensbasis dazu gehörte, deswegen hieß er es auch nicht gut, wenn jemand jedem, mit dem er einmal kurz SmallTalk hielt, gleich alles aufdrängte.

Inzwischen hatte die Kellnerin das Essen aufgetragen, doch irgendwie war Oscar gerade der Appetit vergangen. Etwas unlieb stocherte er mit der Gabel darin herum, bevor er doch ein paar Bissen zu sich nahm. Etwas Energie konnte seinem Gehirn nun nicht schaden.
„Weißt du was?“ meinte er auf einmal mit noch halb vollem Mund. Er kaute schnell fertig und schluckte. „Vielleicht sind wir ja irgendwelche magischen Wesen und wissen es nicht.“ Nachdem er dies ausgesprochen hatte musste er selbst lachen. Als würde es diese Wesen wirklich geben, von denen man doch nur in Büchern las oder in Filmen sah. Obwohl diese Vorstellung reizhaft wäre, war sie eben doch nur Fantasie. Oder?
„War natürlich nicht so ernst gemeint“, ergänzte er. „Aber wenn es so wäre, dann hätten wir wenigstens unsere Erklärung.“ Er aß eine weitere Gabel von. Irgendwie kam es ihm nun unangemessen vor zu essen, doch das Essen würde kalt werden und wäre dann ungenießbar.
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Beitrag  Keiko Kubota Mi Mai 18 2011, 10:06

Keiko fühlte sich immernoch ein klein wenig unwohl. Vielleicht hatte sie jetzt zu viel geredet. Doch Oscar lächelte sie an und sagte ihr, sie solle nicht aufhören. In dem Moment war es, als flatterten wieder tausend Schmetterlinge in ihrem Bauch herum. Er hatte ein so bezauberndes Lächeln und seine Stimme klang so warm, freudlich und aufrichtig. Er spielte nicht mit ihr, dass konnte sie fühlen. Sie konnte nicht anders, als sein Lächeln zu erwiedern. Wo hatte dieser Junge nur die ganze Zeit gesteckt? Warum war sie ihm erst jetzt begegnet. Doch sie ermahnte sich selbst, sich nicht weiter zu beklagen. Immerhin war er jetzt hier. Das war alles was zählte und sie sollte glücklich darüber sein. Sie lauschte weiter seinen Worten, dass er irgendwie das Gefühl hatte, sie waren jetzt auf der richtigen Spur. Sie nickte zustimmend. Sie wusste genau was er meinte. Auch wenn das alles so verwirrend war, so spürte sie auch tief in ihrem inneren, dass sie sich all das nicht einbildete, dass da wirklich mehr dran war. Vielleicht viel mehr, als beide vermuteten. Es war wohl wirklich kein Zufall, dass sich gerade die beiden begegnet waren. Vielleicht war gerade jetzt der richtige Zeitpunkt gewesen. Ihre braunen Augen huschten erneut über Oscars perfekte Gesichtszüge. Sie erhaschte ihn dabei, wie er sich kurz umsah. Automatisch musste sie leise auflachen. Wahrscheinlich wollte er sich vergewissern, dass sie auch ja niemand gehört hatte. Das konnte sie natürlich verstehen. Erstens mal ging es niemanden etwas an und zweitens, würde man sie sicher für wahnsinnig halten.
Einige Sekunden später kam die Bedienung an ihrem Tisch und brachte das Essen. Jetzt wo sie den Salat und die saftigen Putenbruststreifen vor sich hatte, merkte sie erst wie hungrig sie war. "Guten Appetit" wünschte sie Oscar und begann dann sofort zu essen. Ihrer Begleitung schien es ein bißchen anders zu gehen. Er stocherte eher unschlüssig auf seinem Teller herum. Dabei sah das Gemüse und das Grillfleisch auch so lecker aus. Ganz kurz schlich sich eine Szene vor ihre Augen. Ein Bild auf dem Oscar den Mund weit öffnete und sie ihn von ihrem Gericht kosten ließ. Sie merkte, wie sie errötete und konnte es nicht verhindert, dass sich ein peinlich berührtes Lächeln auf ihre Lippen schlich. Immer wieder war sie von sich überrascht, welche Wirkung der Junge auf sie hatte.

Sie fragte ihn schließlich - um sich auch selbst abzulenken - ob er denn keinen Hunger hatte, er antwortete darauf, dass ihm jetzt nicht mehr so nach Essen war. Natürlich konnte sie ihn auch verstehen. Er war wahrscheinlich zu aufgewühlt. Ihr wäre es wahrscheinlich genauso geganen, hätte sie erst kürzlich etwas gegessen. Doch außer ihre Cornflakes heute Morgen, hatte sie heute noch nichts weiter zu sich genommen und das machte sich jetzt wirklich bemerkbar. Sie schmunzelte. Heute Morgen war noch alles so anders. Sie war wie jeden früh um 6 Uhr aufgestanden und hatte sich für die Theater Schule fertig gemacht. Es war einer der Tage gewesen, an dem sie nicht besonders viel Lust hatte mit dem Fahrrad zu fahren, von daher war sie in den Bus gestiegen. In der Schule hatte man ihr mitgeteilt, dass sie eine Hauptrolle spielen sollte und ihr das Manuskript überreicht. Ansonsten verlief der Tag wie immer. Nach der "Arbeit" war sie mit Sophie zusammen in ihre Lieblings-Strandbar geganen und hatten sich unterhalten. Was wäre wohl gewesen, wenn Keiko ihre Freundin begleitet hätte oder noch länger im Lighthouse geblieben wäre. Dann wäre sie nicht total ungeschickt über Oscar gefallen und wäre niemals hier gewesen. Dann wäre sie jetzt schon längst zu Hause und würde über ihrem Manuskript hängen. Allein. Und nun war sie hier. Mit ihm. Egal wer oder was für diese Zufälle verantwortlich war - die Japanerin war überaus dankbar, dass es so gekommen war. Sie bereute nichts. Im Gegenteil, dieser Tag war eindeutig einer der Besten. "Du solltest das Fleisch essen, so lang es noch warm ist. Es wäre doch viel zu schade, wenn du es zurückgibst, weil es kalt geworden ist. Wenn wir erst mal im Irrenhaus gelandet sind, bekommen wir so etwas nicht mehr." Sie lachte. "Aber immerhin sind wir dann zusammen da..." Sie lächelte und sah ihn direkt in seine braunen Augen.
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Beitrag  Oscar Korhonen Sa Mai 21 2011, 09:29

Keiko schien mehr Hunger zu haben als er selbst. Sie wünschte ihm einen guten Appetit und begann dann auch schon zu essen. Oscar fand es immer faszinierend, wie andere bei solchen Themen einfach munter weiter essen konnten und es sie in ihrem Appetit nicht hinderte. Er selbst nahm auch endlich einen Bissen seines Grillfleisches zu sich und obwohl es sicher vorzüglich war, schmeckte es für ihn irgendwie gerade nach nichts. Seufzend trank er einen Schluck Apfelschorle nach. Der Japanerin fiel anscheinend auf, dass er von seinem Essen nicht gerade angetan war, denn sie fragte, sofort ob er denn kein Hunger habe, worauf er nur erwiderte, dass ihm momentan nicht nach Essen zu Mute war. Vor Sohvis Tod konnte er auch immer essen, selbst, oder gerade erst recht wenn er traurig war stopfte er um so mehr in sich hinein, als wolle er sich mit dem Essen trösten, aber seitdem seine kleine Schwester nicht mehr da war, hatte sich dies verändert. An schlechten Tagen oder bei Themen, bei denen es um sie ging, verging ihm einfach jegliche Lust am Essen, dann musste er sich wahrlich zwingen etwas zu sich zu nehmen. Gerade in den ersten Wochen nach ihrem Tod war dies ein Problem, denn er weigerte sich tagelang auch nur einen Bissen zu sich zu nehmen. Seine Eltern fingen schon an sich Sorgen zu machen und setzten ihn hilflos wie sie waren an einen Tisch und zwangen ihn zu essen, so als wäre er noch ein kleiner, bockiger Junge, der lieber draußen mit seinen Freunden spielte anstatt mit der Familie das Essen zu genießen. Frustriert mussten sie dann immer zusehen, wie er lieblos in den köstlich zubereiteten Speisen herumstocherte und letztendlich doch nur ein paar Gabeln voll in seinen Mund stopfte, ihm dann aber bereits so schlecht wurde, dass er einfach nicht mehr weiter essen konnte. Immer wieder steckten sie ihm heimlich seine Lieblingssüßigkeiten zu, die sie am nächsten Morgen sowieso nur noch vollständig in seinem Zimmer vorfanden. In dieser Zeit nahm er doch recht ungesund ab, war nur noch ein Schatten seiner selbst, erst als er sich dazu entschloss hier her zu ziehen, fing er wieder an zu essen. Dieser Entschluss schenkte ihm neuen Mut, da er nun endlich die Hoffnung hatte, er könnte etwas tun und da wollte er nicht als der schwache, schlacksige Junge, zu dem er geworden war antreten.

Er blickte zu Keiko, die gerade wieder in ihren eigenen Gedanken zu sein schien, dabei sah sie ziemlich verträumt aus. Als ihr Blick, wohl unbewusst, dabei zu ihm wanderte und seinen Mund streifte, zog er leicht verwirrt die Stirn in Falten, löste es aber gleich wieder, bevor sie es noch bemerken würde.
"Du solltest das Fleisch essen, so lang es noch warm ist. Es wäre doch viel zu schade, wenn du es zurückgibst, weil es kalt geworden ist. Wenn wir erst mal im Irrenhaus gelandet sind, bekommen wir so etwas nicht mehr.,“ sagte sie lachend. "Aber immerhin sind wir dann zusammen da..." Sie lächelte und sah ihn direkt in seine braunen Augen. Dieser Blick traf ihn tief in seiner Seele, in diesem Moment zuckte etwas, was mit einem leichten Stromschlag zu vergleichen war, durch seinen Körper. Er lächelte zurück und fing nun doch an seinen Teller zu leeren, schließlich hatte sie recht. Es brachte niemand etwas, wenn er das gute Essen nun zurück gehen ließ. Eine Weile saßen sie beide einfach schweigend da und aßen. „Möchtest du etwas probieren?“ fragte er und schaute seine Gegenüber ehrlich fragend an.
Doch Keiko schien ihre Stimme verloren zu haben, auf jeden Fall sagte sie nichts mehr. "Ist alles in Ordnung bei dir?" hakte er nach und sah sie besorgt an, doch sie sagte immer noch nichts, aß einfach wortlos weiter. Also tat er es gleich und als sie nach dem sie beide mit Essen fertig waren immernoch nichts sagte, verabschiedete er sich mit den Worten, dass er nun heim müsse, da er am nächsten Tag ja zur Schule müsse. Natürlich ließ er sie nicht alleine zurück, sonern fuhr sie nach Hause, aber danach fuhr er gleich zu sich, um sich für die Schule am nächsten Tag auszuruhen.

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