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Spiegelwelt 'Cenedhril'

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Beitrag  Simulacrum Mo Okt 11 2010, 19:23

Es gibt vier große Spiegel in der Spiegelwelt. Sie führen in die Elfen-/Dämonen-/Menschenwelt & zu den Schnittstellen bzw. kommen von dort. Jedoch ist es in den jeweiligen Welten egal, durch welchen Spiegel man geht - alle führen IN die Spiegelwelt.

Hinaus aus der Spiegelwelt führen nur die oben genannten vier Spiegel, die jedoch kleinere Spiegel für jeden Spiegel der Welten beherbergen.

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Beitrag  Caylíjen Mi Mai 11 2011, 12:27

cf. Menschenwelt - New Orleans - Der Wald hinter Lunaras und Mariketas Anwesen


Der Halbdämon spürte augenblicklich die Veränderung, die vonstatten ging. Es war wie ein leichter Sog, den er sich hingeben musste. Es war nicht unangenehm, schmerzhaft oder ähnliches – Es erfüllte ihn. Caylíjen folgte dem Gefühl, das seinen Körper in Anspruch zu nehmen schien und ließ sich von ihm leiten. Er vertraute ihm blind, denn es fühlte sich wie ein Teil von ihm an. Es war ein Gefühl, das ihn… nach Hause rief.

Und dann vernahm er ihn… Den Geruch, der diese Welt verströmte. Die scheinbar lautlosen Geräusche, die für jegliches Menschenohr ein Nichts war, denn sie waren taub für diese Art von Geräusch. Er spürte das eine Gefühl, dass ihn zu umarmen schien wie einen lang verlorenen Freund, doch gleichzeitig ebenso den Hass und die Wut, die in der Luft lagen. Es waren die Seelen all jener, die hier gefangen waren. Die ein Teil dieser Welt waren – Teil ihrer Existenz. Der Halbdämon wusste, dass sie ihm nichts anhaben konnten – und würden. Sie waren nicht angriffslustig, obwohl sie soviel Hass und Wut verströmten, dass man es denken konnte. Doch sie waren bloß unzufrieden, getrieben von Zweifel, die sie jeden Tag aufs Neue sähen. Man konnte sie nicht sehen, aber ihre Gegenwart war durchaus spürbar.

Wo zur Hölle war er hier gelandet? Was war das für ein seltsamer Ort? Gerade eben noch hatte er in einen Spiegel geblickt und dann hatte ihn plötzlich dieses kaum beschreibbare Gefühl erfasst – ihn hierher gebracht, ihn verführt. Er hatte nicht einmal den Wunsch gehegt gegen dieses Gefühl anzukämpfen, denn es fühlte sich… gut an. Und jetzt war er hier gelandet? An einem Ort, der ihm so fremd war und den er noch niemals zuvor erblickt hatte.
Caylíjen blickte sich um und während er dies tat, spürte er ihre Anwesenheit. Etwas schien in seiner Nähe zu sein, er spürte es. Spürte den Hass, die Zweifel und noch so vieles mehr, dass in diesem Gefühl lag. Und er spürte etwas, das nichts mit diesem „Etwas“ zu tun hatte. Es war sein eigenes Befinden, sein eigene Empfindung. Er fühlte sich hier wohl wie schon lange nirgends mehr.


Der Gestaltwandler sah sich um. Alles war noch immer so wie er es verlassen hatte. Die grünen Wiesen, die Steinfelsen und auch die Ruinen, die sich etwas weiter entfernt von seinem jetzigen Standort befanden.
Caylíjen hatte noch immer den Arm um die Gestaltwandlerin gelegt und blickte ihr nun in die Augen. Es war das erste Mal, dass er jemanden hierher mitgenommen hatte. Das erste Mal, dass er jemanden in „seine“ Welt, sein Zuhause brachte. Niemand kannte diese Welt außer ihm – zumindest hatte er noch nie jemanden getroffen, der ebenfalls diese Fähigkeit besaß durch Spiegel zu wandern.
Noch immer sah er der Gestaltwandlerin in die Augen. Eine nasse Strähne klebte auf ihrer Wange. Der Gestaltwandler hob seine Hand und strich sie ihr vorsichtig aus dem Gesicht. Wenn er sich jetzt zu ihr hinunterbeugen würde…
Das konnte nicht wirklich wahr sein. Woher kamen bloß diese lächerlichen Gedanken? Es war als würde jemand anderes Besitz von ihm ergreifen. Caylíjen versuchte die Gedanken möglichst weit in den Hintergrund zu drängen, schließlich war er doch wütend auf die Gestaltwandlerin, oder nicht?
Er ließ die junge Frau, deren Namen er immer noch nicht wusste, los, blieb jedoch bei ihr stehen. Er beugte sich zu ihrem Ohr herunter und erklärte flüsternd: „Verrätst du mir jetzt deinen Namen, petite fleur.“ Vorsichtig strich er ihren Arm empor und verharrte noch einen weiteren Augenblick in ihrer Nähe. Dann ließ er von ihr ab und trat einen Schritt zurück und blickte ihr in ihre wunderschönen blau-grünen Augen.
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Beitrag  Neliel Of Drakenfall Mi Mai 11 2011, 15:29

coming from: Menschenwelt – New Orleans – Der Wald hinter Lunaras + Mariketas Haus

Kaum spürte sie, dass sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, ließ Nel ihre Arme fallen. Erstaunt blickte sie sich um. Herrlich grüne Wiesen, endlose Weiten und Gesteinsbrocken umgaben sie. Etwas weiter weg konnte sie irgendwelche Ruinen ausmachen. Wohin hatte der Typ sie gebracht? Entführt wäre wohl das passendere Wort, dachte sie bei sich. Sie wollte ihn gerade darauf ansprechen, als sie bemerkte, dass er sie die ganze Zeit schon anstarrte. Gerade bewegte sich seine Hand auf sie zu und sie verfolgte die Bewegung misstrauisch. Noch immer hielt er sie um die Hüfte. Was bezweckte er? Behutsam strich er ihr eine nasse Strähne aus ihrem Gesicht und Nel erschauderte unter der sanften Berührung, die sie dem Kerl niemals zugetraut hätte. Die Worte, die sie ihm gerade eben noch sagen wollte, waren wie verschluckt. Er sah ihr noch immer in die Augen, als er sie schließlich los ließ. Die junge Gestaltwandlerin holte tief Luft und wollte schon zum Sprechen ansetzen, wurde aber von einer erneuten Bewegung seinerseits unterbrochen. Er beugte seinen Kopf zu ihrem Ohr. Nel runzelte die Stirn. Was sollte das werden? „Verrätst du mir jetzt deinen Namen, petite fleur?“, flüsterte er ihr zu. Kleine Blume? Die junge Frau glaubte, sich verhört zu haben. Noch verblüffter wurde sie, als er sie am Arm berührte und mit seiner Hand daran entlang strich. Ein weiterer Schauer lief ihr über den Rücken, als sie seine Berührung spürte. Gerade rückte er ein Stück von ihr ab und sah sie wieder stumm an.

„Du hast vielleicht Nerven. Entführst mich hier in ...“, sie suchte nach einem passenden Wort, „in diese herrliche Umgebung und dann versuchst du mich, mit Charme um den Finger zu wickeln?“ Entgeistert schüttelte sie den Kopf. Niemals würde sie ihm gegenüber zugeben, wie sehr sie seine vorsichtige Berührung genossen hatte.

Sie besah sich ihre nähere Umgebung genauer und nahm dabei feine Schwingungen wahr. Irgendwie fühlte es sich teilweise so an, als ob etwas abgrundtief Böses seine Fühler nach ihr ausstreckte, und hin und wieder war es, als ob sie von absoluter Liebe umgeben war. Beinahe so, als ob die Luft voller verschiedener Emotionen war. Bildete sie sich das bloß ein? Vorsichtig blickte sie zu ihrem Entführer. „Wo sind wir hier? Und ... warum sind hier keine anderen Lebewesen?“

Petite Fleur hatte er sie genannt ... Nel schluckte, als sie daran dachte. Auch Schätzchen und Kleines hatte er schon zu ihr gesagt, am vorigen Tag, im Wald. Wollte er sie durch Koseworte auf seine Seite ziehen oder hatte er das ironisch gemeint? „Ich bin keine Blume und schon gar nicht deine kleine Blume!“, rutschte ihr unvermittelt und hart heraus. „Und auch nicht dein Schätzchen oder Kleines!“ Ihr herausfordernder Blick ruhte auf ihm. Ihre Augen hatten wieder die dunkelgrüne Farbe angenommen und aus ihren Haaren stieg etwas feiner Rauch auf. „Du hättest uns beinahe alle beide umgebracht im Wasser! Ich hätte das schon geschafft, ich hätte sogar dich Dummkopf hinaus bringen können! Aber nein, du musstest ja strampeln wie ein Irrer! Und hast uns beide in Lebensgefahr gebracht!“ Sie machte eine kurze Pause in ihrer Rede. „Warum bist du mir überhaupt nach? Hast du anfangs nicht geglaubt, dass ich es schaffen könnte und dann Angst bekommen, dass ich dir doch entfliehen könnte?“ Provokant stellte sie sich keine zehn Zentimeter weit weg von ihm hin. „Unterschätze mich nicht, Miezekatze.“ Ihre dunklen Augen hatten sich verengt und starrten ihn lauernd an. Das Gras um sie herum begann, zu welken und verfärbte sich schließlich gelb. Der Boden erhitzte sich und kleine Rauchwölkchen stiegen auf.

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Beitrag  Caylíjen Fr Mai 13 2011, 08:02

Caylíjen verdrehte theatralisch die Augen. Er hätte es wissen müssen. Es ahnen, dass die Gestaltwandlerin erneut ihre Stimme gegen ihn erheben würde. Er hätte wissen müssen, dass sie sich erneut so benehmen würde. Kein bisschen Dankbarkeit lag in ihrer Stimme. Nichts als Hass und Verachtung und doch glaubte sie, er würde ihr irgendeine Frage beantworten, wenn sie sich so benahm. Die Kleine glaubte wohl tatsächlich sie würde alles bekommen, wenn sie bloß mit dem Finger schnippte. Oh nein, so nicht.
Der Gestaltwandler musste sich zusammenreißen damit seine Wut nicht erneut Überhand nahm, doch er konnte für nichts garantieren. Die junge Frau war wie ein Funke, der immer wieder entflammte, obwohl man ständig versucht ihn auszutreten. Er hasste es wie sie mit ihm redete als hätte er bloß im Sinn, ihr Leid zuzufügen. Sie kannte ihn nicht und wusste rein gar nichts über ihm – überhaupt nichts – und doch stellte sie immer wieder Vermutungen an, die sie als Tatsache abstempelte.
Die Wut keimte erneut auf ohne dass er es verhindern konnte. Doch er konnte sie vorerst zügeln und würde es ihr nicht gestatten hervorzubrechen.

Caylíjen bemerkte den Blick der Gestaltwandlerin wie er langsam über die Umgebung schweifte und ihre Schönheit in sich aufnahm.
„Ich bin keine Blume und schon gar nicht deine kleine Blume!“, erklärte sie plötzlich mit fester Stimme. „Und auch nicht dein Schätzchen oder Kleines!“ Und dann wies sie ihn ordentlich zu recht, dass er sie beide beinahe umgebracht hätte, weshalb er ihr überhaupt nachgekommen war (Das fragte sich Caylíjen auch gerade.), dass sie es selbst geschafft hätte sich zu retten (Na klar!) und ob er gedacht hatte sie würde ihm entfliehen und ihr deshalb nachgekommen war. (Auf jeden Fall!)
Der Halbdämon war schon richtig genervt, doch erst Kommendes stellte seine Geduld wirklich auf die Probe. „Unterschätze mich nicht, Miezekatze.“
„Nenn mich noch einmal so und du wirst es für den Rest deines Lebens bereuen!“, knurrte Caylíjen als er das letzte Wort vernahm. Niemand nannte ihn so. Niemand! Der Halbdämon schloss für einen kurzen Moment seine Augen. Nein, die Gestaltwandlerin würde ihn nicht noch einmal rasend machen. Das schien es zu sein, was sie wollte. Nein, diesen Gefallen würde er ihr nicht tun. Er nahm einen tiefen Atemzug und versuchte seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen, dann starrte er die Gestaltwandlerin an und erblickte das, was er bereits gerochen hatte. Kleine Rauchwölkchen stiegen aus dem Boden empor und der Boden und die Pflanzen darum herum schienen an ihrer Schönheit zu verlieren.
„Verdammt, was machst du da!“, schrie Caylíjen empört. „Hör sofort auf damit mein Zuhause zu zerstören!“ Er machte einen Satz rückwärts als er die Hitze unter seinen Füßen spürte. „Glaubst du so bekommst du Antworten auf deine Fragen von mir? Solange du dich benimmst wie ein kleines Gör, werde ich dir überhaupt nichts erzählen.“ Er wusste, dass es falsch war sie weiter in ihrer Wut anzustacheln, aber er konnte sich einfach nicht mehr länger zurückhalten. „Und um auf deine vorherigen Anschuldigungen zurück zu kommen: Ich weiß selbst nicht genau, weshalb ich mein Leben riskiert habe um eine törichte, kleine Gestaltwandlerin zu retten, die alles so dreht wie es ihr in den Kram passt.“ Wow, diese Anzahl an Wörter war selbst für ihn ein Rekord, dachte Caylíjen bei sich als ihm klar wurde, wie viel er ihr gerade an den Kopf geworfen hatte.
Caylíjen schüttelte wütend den Kopf und versuchte – so schwer es ihm auch fiel – die Rauchwolken und das tote Gras um die Gestaltwandlerin zu ignorieren.
„Wenn du so darauf bedacht bist dich selbst zu retten und meine Hilfe abzulehnen, dann sieh zu wie du hier zurechtkommst, Mylady“, erklärte er gereizt und spottend zugleich. Er verbeugte sich geringschätzig bei dem letzten Wort und wandte sich dann um, um die Gestaltwandlerin ihrem eigenen Schicksal zu überlassen. Er hatte es satt bei ihr zu bleiben nur damit sie einen Sündenbock hatte. Sollten sie doch ein paar von diesen Wesen holen, die hier noch lebten.
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Beitrag  Neliel Of Drakenfall Fr Mai 13 2011, 22:02

„Nenn mich noch einmal so und du wirst es für den Rest deines Lebens bereuen!“ kam als Antwort, als sie ihn ‚Miezekatze’ nannte. Nels Augen funkelten für einen Moment belustigt. Gut zu wissen, wie sie ihn noch ein wenig mehr reizen konnte ... Der Gedanke verflog rasch, als er sie kurz darauf auch schon anbrüllte, was sie da mache. Rund um sie war das Gras verbrannt und Nel starrte verblüfft darauf. Was war denn das? Hatte sie das gemacht? Wie? „Hör sofort damit auf, mein Zuhause zu zerstören!“ Sein Zuhause? „Schwer vorstellbar, dass in so einer wunderschönen Umgebung ein so aggressiver Mensch wohnen kann.“, meinte sie mit spitzer Stimme und hob vielsagend die Augenbrauen. Er warf ihr noch ein paar Nettigkeiten an den Kopf und machte sich dann daran, abzuhauen. „Ach, zuerst verschleppst du mich hierher und dann überlässt du mich der Wildnis?“ Seltsamerweise war sie plötzlich gar nicht mehr so zornig auf ihn. Ihre Wut hatte eher in eine Art Zynismus umgeschlagen. „Weißt du, solange du mir deinen Namen nicht nennst, kann ich dich nur Miezekatze nennen, da ich ja nicht weiß, wie ich dich sonst ansprechen soll.“, die junge Gestaltwandlerin sprach zu seinem Rücken, „oder soll ich dich vielleicht Herr oder Gebieter nennen?“ Nel konnte es sich nicht erklären, aber irgendwie wollte sie ihn so lange ärgern, bis er irgendeine Reaktion darauf zeigte. Seine stoische Ruhe von vorhin war nur gespielt, das hatte sogar sie erkennen können, aber dennoch hatte er die Beherrschung nicht verloren. Wie weit konnte sie also gehen? Mittlerweile begann ihr die Sache Spaß zu machen. Ihre Augen hatten wieder ihre normale, grün-blaue Färbung angenommen und sie lächelte vor sich hin, dachte sich bereits die nächsten Bemerkungen aus.

Da sie auf ihrem verletzten Fuß noch nicht allzu lange stehen konnte, legte sie sich in die Wiese und schielte zu dem Gestaltwandler hin. Dabei glitt ihr Blick auch über das verbrannte Gras und ohne zu überlegen, sagte sie, mehr zu sich selbst: „Ich weiß noch nicht einmal, wie ich das gemacht habe.“ Angestrengt überlegte sie. Sie war ziemlich wütend gewesen. Innerlich hatte sie gekocht. Vielleicht war das irgendwie nach außen, in die Erde, abgeleitet worden? Konnte sie denn so etwas? Sie dachte weiter zurück. War ihr das schon einmal passiert? Am Vortag, als der Kerl sie im Wald so geärgert hatte, da hatte sie auch so ein komisches Gefühl gehabt und der Waldboden war so rätselhaft warm gewesen. Vielleicht war auch da sie die Auslöserin gewesen? Ihre Gedanken gingen weiter und kamen irgendwann zu dem Punkt, als sie die kühlen Bandagen um ihre Hand und um ihren Fuß bemerkt hatte. Damals war sie zu zornig gewesen, um sich zu bedanken. Andererseits, eine Verletzung zumindest wäre ohne den Typen gar nicht zustande gekommen. Vielleicht sollte sie doch ein bisschen netter sein zu ihm. Immerhin hatte er irgendwie doch versucht, sie aus dem Wasser zu retten. Zumindest die Absicht war da gewesen. Nel suchte seinen Blick. „Entschuldigung, Miezekatze.“, sie machte eine kurze Sprechpause, „manchmal kann ich meine Emotionen nicht zügeln“, ihre Stimme wurde etwas leiser, „und das trifft halt dann leider oft die Falschen..“ Das meinte sie auch so. Die junge Frau regte sich zwar oft ziemlich schnell und gewaltig auf, aber ebenso rasch kühlte ihr Gemüt wieder ab. Würde er die Entschuldigung annehmen? Nel konnte irrsinnig rachsüchtig sein, wenn ihr jemand absichtlich schadete, allerdings war sie auch groß im Verzeihen. Vielleicht war sie ein wenig schizophren? Wundern würde sie sich nicht darüber, in letzter Zeit benahm sie sich wirklich seltsam. Und diese rätselhaften Dinge, die ihr ständig passierten, taten ihr Übriges dazu.

Die Wolke, die gerade über ihr vorbei zog, sah ein bisschen aus wie der Kopf einer Katze und Nel grinste und warf einen kurzen Blick zu ihrem Entführer/Helfer/wasauchimmer. Hatte er die Wolke auch gesehen? Obwohl, eigentlich konnte sie sich kaum vorstellen, dass dieser Kerl sich für solch banale Dinge interessierte.
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Beitrag  Caylíjen Do Mai 19 2011, 04:58

Caylíjen ging langsam weiter, als er die Stimme der Gestaltwandlerin hörte, in der eine extra Portion Spott lag. Sie erklärte, dass sie ihn so lange „Miezekatze“ nennen würde bis er ihr seinen Namen verriet. Tatsächlich. Auch er hatte ihr noch nicht seinen Namen genannt. Obwohl er es anfangs bewusst und mit Absicht getan hatte, fragte er sich nun immer mehr, ob er nicht vielleicht einfach nachgeben sollte. Was konnte schon großartig passieren? Zumindest würde sie ihm nicht mehr diesen „schrecklichen“ Namen geben.
Weiters fügte sie hinzu: „Oder soll ich dich vielleicht Herr oder Gebieter nennen?“ Er drehte sich um, ging jedoch rückwärts weiter.
„Oh, weshalb verdiene ich bloß diese Freundlichkeit“, erklärte er voller Spott in der Stimme und sah sie an, dann wandte er sich erneut von ihr ab. Es war ihm egal was sie von ihm dachte. Sie hatte sich bereits ihre Meinung gebildet, also was kümmerte es ihn noch?
Dann hörte er etwas, dass er nicht erwartet hatte. „Entschuldigung, Miezekatze.“ Caylíjen blieb stehen. Hatte er gerade richtig gehört? Hatte sie sich tatsächlich bei ihm gerade entschuldigt? Okay, sie hatte ihm schon wieder diesen Namen verpasst, aber… sie hatte sich entschuldigt. Der Gestaltwandler wusste nicht recht wie er auf das eben Gesagte reagieren sollte. Das eine Wort nahm schließlich dem anderen nicht die Bedeutung.
Er blieb wo er war und lauschte auf die nächsten Worte der jungen Frau – den Rücken hatte er ihr noch immer zugewandt. Ihre Worte klangen ehrlich. Caylíjen atmete einmal tief ein und wieder aus. Na gut, wenn sie sich zusammenreißen konnte, würde er es doch auch schaffen ohne ihr gleich an die Gurgel zu wollen – und sollte er sich getäuscht haben, konnte er ja immer noch verschwinden.
Der Halbdämon drehte sich zu der Gestaltwandlerin um und bemerkte ihren Blick, der auf den Himmel gerichtet war. Er folgte ihm, konnte jedoch nichts besonders am Himmel ausmachen, außer ein paar Wolken auf dem ansonsten strahlend blauen Himmel.
Na schön, dachte Caylíjen. Er würde seine Strategie erneut ändern müssen, vielleicht gelang es ihm ja dieses Mal etwas über die Gestaltwandlerin herauszufinden. Außerdem hatte er vorhin etwas äußerst Interessantes vernommen, dem er noch genauer nachgehen wollte. Gut, wenn sie sich zusammen reißen konnte, dann würde er es ebenfalls tun – oder zumindest, es versuchen.

Mit diesem Plan im Kopf kehrte er zu der Gestaltwandlerin zurück und setzte sich wortlos neben sie in das grüne Gras, den Blick in die Ferne gerichtet. Er würde versuchen ruhig zu bleiben und sich nicht durch irgendwelche boshaften und hasserfüllten Bemerkungen davon abbringen lassen.
„Mein Name ist Caylíjen“, erklärte der Halbdämon mit ruhiger Stimme, während er einen Grashalm auszupfte und damit herumspielte. Er hatte den ersten Schritt getan. Er war einen Schritt auf sie zugegangen, jetzt war sie an der Reihe. Doch zuvor: „Was heißt hier "Ich weiß noch nicht einmal, wie ich das gemacht habe." Du hast doch das Gras verbrannt oder was auch immer. Wie kannst du da nicht wissen, wie du es gemacht hast?“ Caylíjen sah die Gestaltwandlerin neben sich endlich an - skeptisch. War ihr vielleicht erst vor kurzem klar geworden, dass sie eine Gestaltwandlerin war oder weshalb behauptete sie unwissend zu sein? Caylíjen wartete auf ihre Antworten, darauf hoffend, dass diese nicht erneut voller Hass ihm gegenüber war.
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Beitrag  Neliel Of Drakenfall Do Mai 19 2011, 19:35

Der Gestaltwandler hielt an und hörte ihre Entschuldigung an. Nach einer Weile drehte er sich um und bewegte sich in ihre Richtung. Aber erst, nachdem er neben Nel im Gras saß, schloss sie, dass er ihre Entschuldigung angenommen hatte. „Mein Name ist Caylíjen“, begann er plötzlich zu sprechen. Nel sah ihn ein wenig überrascht an. Er klang ruhig und beherrscht. Diesmal schien es echt zu sein. „Was heißt hier "Ich weiß noch nicht einmal, wie ich das gemacht habe." Du hast doch das Gras verbrannt oder was auch immer. Wie kannst du da nicht wissen, wie du es gemacht hast?“ Sein Blick war zweifelnd.

Mit einem Ruck setzte sich die junge Frau auf, verschränkte die Arme über den Knien und legte den Kopf darauf. Wo sollte sie anfangen? Wie viel sollte sie ihm überhaupt erzählen? Am besten, sie nannte ihm einmal ihren Namen. „Nel.“, sagte sie schlicht und hielt dem Gestaltwandler die Hand hin. „Friede?“

Danach entstand eine kleine Pause, in der Nel in die Landschaft vor ihnen starrte. Bilder zogen vor ihrem inneren Auge vorbei und irgendwann begann sie zu erzählen. „Mein Leben, wenn man es denn so nennen will, begann, als ich fünfzehn war. An die Zeit davor habe ich keinerlei Erinnerung. Ich schlage mich alleine durch, und immer wieder geschehen seltsame Dinge. Rätselhafte Wesen tauchen auf und jagen mich, wollen mich töten. Aber – irgendwie kann ich ihnen immer wieder entkommen. Und dann, vor ein paar Tagen, als meine sogenannte Glückssträhne zu Ende war, rettete mich jemand anderes. Später hat sich herausgestellt, dass der Kerl mein Pate ist – und dass ich eine“, ihre Stimme stockte, „Gestaltwandlerin sein soll.“ Nel wandte ihr Gesicht dem jungen Mann zu. „Aber ich verstehe es nicht. Wie kann ich eine Gestaltwandlerin sein? Ich habe doch keinerlei Kräfte! Mein Leben ist – mal abgesehen von den fehlenden fünfzehn Jahren – ziemlich normal!“ Ihr Blick war verzweifelt und sie starrte Caylíjen an, beinahe so, als suchte sie in seinem Gesicht eine Antwort auf ihre Fragen. „Und dann gehe ich in den Wald, um einen klaren Kopf zu bekommen. Um all diese Informationen zu verdauen und meine wirren Gedanken zu sortieren.“, sie lachte leise, „Und alles, was ich finde, ist ein Kerl, der wie ein Irrer herum springt, flucht und Steine ins Gebüsch wirft. Nachdem ich dem Typen nicht unbedingt in die Quere kommen will, versuche ich abzuhauen. Mit Leichtigkeit holt er mich ein – weil ich gestolpert bin. Er schreit mich an, obwohl es keinen Grund dafür gibt. Ich war wahrscheinlich wieder einmal zur falschen Zeit am falschen Ort.“

Nel verstummte und suchte in seinem Gesicht nach einer Reaktion, irgendeinem Zeichen, dass er sie verstand, dass er ihr helfen konnte, irgendetwas. Doch sein Blick war unergründlich und seine Miene unbewegt. Sie seufzte leise und wandte ihre Augen wieder von ihm ab. Dennoch konnte sie seine braunen Augen immer noch vor sich sehen. In ihnen glomm ein Funke, der von einer enormen Wut zeugte. Was erzürnte ihn wohl? Es schien bei ihm ein Dauerzustand zu sein. Wieder dachte sie daran, wie er geguckt hatte, als sie ihn zum ersten Mal ‚Miezekatze’ genannt hatte. Sie hatte geglaubt, er könnte nicht mehr wütender werden, wurde aber eines besseren belehrt. Irgendwie, wurde ihr gerade bewusst, war er gar nicht so ein übler Kerl. Halt, was war denn das für ein Gedanke? War das das sogenannte Stockholm-Syndrom? Nel hatte schon davon gehört. Nach einiger Zeit verbünden sich die Geiseln mit ihrem Entführer, das nannte man dann Stockholm-Syndrom. Litt sie auch schon darunter? Ein wenig nachdenklich studierte sie wieder die umliegende Landschaft.


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Beitrag  Caylíjen Mo Mai 23 2011, 12:04

Es dauerte eine Weile bis ihm die Unbekannte antwortete. Es schien als fechte sie einen inneren Kampf mit sich selbst aus, doch schließlich verriet sie ihm ihren Namen. „Nel.“ Anschließend machte sie ihm ein Friedensangebot in dem sie ihm ihre Hand hinielt. Er zögerte einen Moment, blickte von ihrer Hand in ihr wunderschönes Gesicht und ergriff schließlich doch die dargebotene Hand. Es war eigenartig, aber in genau jenem Moment als er ihre Hand berührte, glaubte er etwas zu spüren. Eine Zuordnung war dem Gestaltwandler jedoch unmöglich, denn dieses Gefühl war ihm deutlich unbekannt.
„Ist Nel eine Abkürzung“, fragte er vorsichtig, denn er wusste nicht wie sie darauf reagieren würde. Schließlich war nicht jeder geneigt, seinen richtigen Namen zu verraten. Viele hielten ihren Namen hinter anderen verborgen um zu verbergen, wer sie waren.

Nel’s Blick war nun auf die Weite der Spiegelwelt gehaftet. Sie schwieg, kein Wort drang über ihre Lippen. Caylíjen beobachtete sie. Nach einer Weile begann die junge Frau schließlich über ihr bisheriges Leben zu erzählen. Sie erzählte davon, dass sie keinerlei Erinnerungen an ihr Leben vor ihrem fünfzehnten Lebensjahr hatte. Dass ihr seltsame Dinge widerfahren waren. Immer wieder wurde sie von Wesen gejagt, die sie töten wollten. Und dann erklärte sie, dass sie vor ein paar Tagen von ihrem Paten gerettet wurde, der ihr offenbarte, dass sie ein Gestaltwandlerin sei.
Caylíjens Gedanken überschlugen sich. So viele Fragen manifestierten sich gerade in seinem Kopf, dass er überhaupt nicht wusste, welche er zuerst stellen sollte. Doch die Gestaltwandlerin fuhr bereits fort und so hörte er ihr weiterhin aufmerksam zu und stellte seine Fragen momentan in den Hintergrund.
"…Nachdem ich dem Typen nicht unbedingt in die Quere kommen will, versuche ich abzuhauen. Mit Leichtigkeit holt er mich ein – weil ich gestolpert bin. Er schreit mich an, obwohl es keinen Grund dafür gibt. Ich war wahrscheinlich wieder einmal zur falschen Zeit am falschen Ort.“
Caylíjen konnte ein kurzes Auflachen nicht unterdrücken als Nel schließlich von ihrer ersten Begegnung erzählte. „Tut mir leid, wenn ich dir weh getan habe. Das war keine Absicht“, erklärte Caylíjen ruhig und es fiel ihm seltsamer Weise nicht schwer sich bei ihr zu entschuldigen. „Ich weiß, dass ich ab und an die Kontrolle verliere, was vermutlich ein Teil meiner dä… Jedenfalls hast du mich gerade in einem dieser Momente erwischt. Meine letzte Begegnung zuvor war nämlich nicht gerade die der angenehmen Art.“ Caylíjen konnte ihr nichts von seiner dämonischen Seite sagen. Noch nicht.
Der Halbdämon blickte Nel an, in den Fingern hielt er noch immer den Grashalm. Sie sah so schön aus, wenn so dasaß. Selbst die Sonne schien Gefallen an ihr zu finden, denn sie brachte ihre Augen zum Funkeln. Ihre Haut…so weich und zerbrechlich. Er wollte sie berühren. Ihre Haut unter seinen Fingern spüren. Und ihre Lippen von solch einem zarten Rot…
Es war wie eine Hypnose, die ihn zwang seine Hand nach ihrem Kinn auszustrecken und ihren Kopf so zu drehen, dass sie ihn ansah. Und noch ehe es ihm bewusst sein würde, könnte er seine Lippen auf ihre pressen – doch er tat es nicht. Er gewährte sich nicht diesen „Triumph“.
Caylíjen riss sich selbst aus seinen Gedanken und diesen… Empfindungen, die nicht sein durften, und ließ augenblicklich das Kinn der Gestaltwandlerin los. Verdammt noch mal! Konnte er sich nicht wenigstens ein Mal zusammenreißen? Und was sollte das überhaupt? Zuerst hegte er nur Groll und Verachtung gegen sie und dann plötzlich fühlte er so etwas? Das konnte doch bloß ein schlechter Scherz sein! Er wandte den Blick von der Gestaltwandlerin.
„Also, dein Pate hat dir offenbart, dass du eine Gestaltwandlerin bist? Und er hat dir nichts weiter darüber gesagt, nur das dies so ist“, schlussfolgerte Caylíjen und versuchte so von dem eben Geschehenen abzulenken. Außerdem hatte er irgendwie diesen Drang ihr helfen zu wollen. Na ja, so weit es ihm eben möglich war. „Gestaltwandler wird man nicht einfach so. Man wird damit geboren. Nur ist das erste Verwandlungsalter von Person zu Person verschieden. Bei den einen geschieht dies bereits in der frühen Kindheit und bei anderen eben erst wenn sie älter sind. Das heißt also, dass zumindest einer deiner leiblichen Elternteile ein Gestaltwandler sein muss.“ Caylíjen machte eine kurze Pause ehe er weiter sprach. „Und nicht jeder Formwandler muss Kräfte besitzen. Bevor ich dich getroffen habe, war ich mit einer Gestaltwandlerin unterwegs, die unter anderem die Gabe besaß, Gedanken zu lesen. Eine echt unangenehme Angelegenheit, wenn du mich fragst.“ Caylíjen blickte in Nels Augen und grinste sie an. Natürlich war es nicht gerade angenehm, wenn jemand die Gedanken des anderen hören konnte, aber die Tatsache, dass er in Celena etwas gefunden hatte, dass er niemals erwartet hätte, schien diese Tatsache etwas abzumildern.
„Aber es gibt auch Formwandler – mich eingeschlossen – , die keine dieser Gaben besitzen und denen nur die Fähigkeiten ihrer Verwandlungsgestalt zur Verfügung stehen. Du hast aber scheinbar eine Fähigkeit, denn nicht ohne Grund würde das hier so aussehen.“ Er deutete auf die dunkle Fläche im Gras. Caylíjen schwieg. Er hatte bereits so viel gesagt und er hatte ja nicht einmal darauf gewartet, ob es Nel überhaupt interessierte, was er ihr da erzählte. Aber eine Frage beschäftigte ihn immer noch. „Und du hast dich bisher tatsächlich noch nie verwandelt?“
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Beitrag  Neliel Of Drakenfall Mo Mai 23 2011, 16:08

Nachdem sie sich vorgestellt hatte, hatte Caylíjen gefragt, ob Nel eine Abkürzung sei. Die junge Frau beantwortete ihm diese Frage nun. „Ich habe leider keine Ahnung, ob das eine Abkürzung für irgendetwas ist.“ Doch in ihrem Inneren spürte sie, dass es so war. Als sie die kurze Erzählung über ihr Leben mit dem Zusammenstoß mit Caylíjen beendete, lachte der Gestaltwandler kurz auf und Nel sah ihn ein wenig verwundert an. Dieses winzige Zeichen einer Emotion stand ihm sehr gut, dennoch fühlte sie, dass er relativ wenig zu lachen hatte. Er entschuldigte sich dafür, dass sie wegen ihm gestolpert war und Nel lächelte ihn als Antwort vorsichtig an. Als er weiter erzählte, blickte sie bereits wieder geradeaus und ließ seine Worte auf sich wirken. Plötzlich fühlte sie seine warme Hand an ihrem Kinn. Er drehte ihren Kopf behutsam so, dass ihre Gesichter einander zugewandt waren. Nel sagte kein Wort, sondern starrte ihn nur stumm an. Was machte er? Sein Blick wirkte leicht entrückt und sie war versucht zu glauben, dass er vielleicht doch etwas am Kopf hatte. Das flüsterte ihr zumindest eine Stimme in ihrem Kopf zu. Die andere wisperte ganz leise, dass sie seine Berührung doch genoss, am liebsten ihr Gesicht an seiner Hand gerieben hätte wie eine Katze. Ohne Vorwarnung ließ er ihr Gesicht wieder los und zog seine Hand zurück. Das Mädchen wandte sich wieder ab. Obwohl Caylíjen sie nicht mehr berührte, konnte sie seine Wärme noch immer spüren. Während sie noch über diese Tatsache sinnierte, begann er wieder zu sprechen. „Gestaltwandler wird man nicht einfach so. Man wird damit geboren. Nur ist das erste Verwandlungsalter von Person zu Person verschieden. Bei den einen geschieht dies bereits in der frühen Kindheit und bei anderen eben erst wenn sie älter sind. Das heißt also, dass zumindest einer deiner leiblichen Elternteile ein Gestaltwandler sein muss. Und nicht jeder Formwandler muss Kräfte besitzen. Bevor ich dich getroffen habe, war ich mit einer Gestaltwandlerin unterwegs, die unter anderem die Gabe besaß, Gedanken zu lesen. Eine echt unangenehme Angelegenheit, wenn du mich fragst.“ Bei seinen letzten Worten grinste er, und Nel überlegte schon, wie nahe sich die beiden wohl gestanden hatten (Warum interessiert dich das überhaupt?), doch bevor sie etwas Passendes erwidern konnte, fuhr er schon fort: „Aber es gibt auch Formwandler – mich eingeschlossen – , die keine dieser Gaben besitzen und denen nur die Fähigkeiten ihrer Verwandlungsgestalt zur Verfügung stehen. Du hast aber scheinbar eine Fähigkeit, denn nicht ohne Grund würde das hier so aussehen.“ Die junge Frau überlegte. Konnten sich denn Gestaltwandler ohne Probleme von einem Ort zum anderen teleportieren? Das wäre toll! Sie nahm sich vor, ihn gleich danach zu fragen. „Und du hast dich bisher tatsächlich noch nie verwandelt?“

Nun kam sie endlich dazu, Caylíjen zu antworten. „Nein, ich habe noch nie die Gestalt gewechselt, ich wüsste noch nicht einmal, wie ich das bewerkstelligen sollte. Aber ich habe bezüglich der Fähigkeiten noch eine Frage: Können sich alle Gestaltwandler einfach so teleportieren, wie du es gemacht hast? Als du uns hierher gebracht hast?“ Neugierig sah sie ihn wieder an. Eigentlich wäre es ganz interessant, seine Gedanken zu lesen, schoss ihr durch den Kopf und dabei erinnerte sie sich wieder an sein Grinsen, als er ihr davon erzählt hatte. „Sag mal, diese Gestaltwandlerin, von der du eben berichtet hast, hat sie dir etwas bedeutet oder war sie nur ein weiterer Strich auf deiner Liste?“, meinte sie und zog, ebenfalls grinsend, eine Augenbraue hoch. So wie er aussah, konnte er bestimmt jede haben und anscheinend nutzte er dies auch weidlich aus. Nun, an ihr würde er sich jedenfalls die Zähne ausbeißen. Vor allem, nachdem er ihr von dieser Gedankenleserin erzählt hatte. Als sie wieder daran dachte, durchzuckte sie ein ganz kleiner Stich, den sie sich aber nicht erklären konnte.

„Ich weiß nichts von meinen Eltern, daher kann ich nicht sagen, ob oder wer von den beiden ein Gestaltwandler war. Ich kenne auch meine Verwandlungsgestalt nicht.“, begann sie wieder zu sprechen. Nel überlegte. Sollte sie ihm das Armkettchen zeigen? Vielleicht kannte er irgendeinen der Anhänger oder konnte sich einen Reim darauf machen? Es kostete sie einige Überwindung, aber schließlich hielt sie ihm ihren Arm hin. „Das ist das einzige, was mir aus der Vergangenheit geblieben ist. Ich weiß nicht, woher es stammt, aber seit ich mich erinnern kann, besitze ich es.“ Sie sah ihn an und stellte fest, dass der Funke des Zorns noch immer in seinen Augen zu sehen war. Ohne es zu wollen, rutschten ihr die Worte heraus: „Warum bist du bloß so wütend?“ Als ihr die Aussage bewusst wurde, schlug sie sich entsetzt mit der Hand vor den Mund, zog ihren noch immer ausgestreckten Arm wieder zurück und rutschte ein paar Zentimeter von Caylíjen weg. Ihre Beinmuskulatur war angespannt, sie war bereit, notfalls rasch aufzuspringen. Sie schaffte es doch wirklich immer wieder, sich in solche Situationen hinein zu manövrieren. Sie musste endlich ihre spitze Zunge unter Kontrolle bringen, sonst würde es eines Tages tatsächlich noch böse für sie ausgehen.
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Beitrag  Caylíjen Mi Mai 25 2011, 10:24

Die Gestaltwandlerin wusste nicht, ob ihr Name für eine Abkürzung stand oder nicht, doch Caylíjen glaubte daran. Weiters erklärte Nel, dass sie wirklich noch nie die Gestalt gewechselt hatte.
„Aber ich habe bezüglich der Fähigkeiten noch eine Frage: Können sich alle Gestaltwandler einfach so teleportieren, wie du es gemacht hast? Als du uns hierher gebracht hast?“, fragte sie und sah ihn voller Neugierde an.
Caylíjen verfluchte sich gedanklich als ihm klar wurde, dass er sich selbst ein Ei gelegt hatte in dem er Nel gesagt hatte, er selbst hätte als Gestaltwandler keine Fähigkeiten. Verdammt, wie hatte er nicht darauf achten können.
Der Halbdämon überlegte fieberhaft wie er sich geschickt aus dieser Schlinge ziehen konnte ohne etwas über seine dämonische Seite preiszugeben, während Nel weiter sprach. Ohne eine Spur einer Zögerung fragte sie ihn, ob ihm die Gestaltwandlerin, Celena, etwas bedeutete oder ob sie bloß ein weiterer Strich auf seiner Liste sei. Ihr Grinsen und ihre hochgezogene Augenbrauen waren eindeutig.
Caylíjen konnte nicht anderes, er lachte laut auf. „So schätzt du mich also ein?“ Das sie mit ihrer Vermutung er wäre ein Frauenheld, nicht ganz im Unrecht lag, würde er ihr natürlich nicht sagen. „Ja, Celena bedeutet mir etwas“, gab er ohne zu zögern zu. „Aber nicht so wie du vielleicht vermutest.“ Er blickte sie an und versuchte dort irgendeine Regung zu erkennen, die ihm mitteilte, was sie gerade dachte. „Celena und ich haben uns erst vor kurzem getroffen. Sie konnte mir einige wichtige Dinge über meine Mutter erzählen. Unter anderem deshalb, weil ihre Familie immer wieder Kontakt zu ihr hatte.“ Der Gestaltwandler fragte sich in diesem Moment, weshalb er nicht noch immer auf Antworten aus war. Hatte Celena diesen Hunger gestillt? Caylíjen wusste es nicht, doch ein kleiner Teil in ihm war zufrieden gestellt worden. „Es war seltsam und es hört sich vielleicht eigenartig an, aber es fühlte sich an als bestünde zwischen uns beiden eine Art Seelenverwandtschaft.“ Caylíjen schwieg. Vielleicht hielt in Nel für verrückt an so etwas zu glauben, aber auch er hatte bis vor kurzem nicht daran geglaubt, dass so eine Verbindung überhaupt möglich wäre. Aber die Vertrautheit, die er in so kurzer Zeit zu Celena gefasst hatte, konnte nicht von irgendwoher rühren.

Nel erklärte, dass sie ihre Eltern nicht kannte und dass sie auch ihre Verwandlungsgestalt nicht kenne. Der Gestaltwandler erinnerte sich augenblicklich und völlig unbeabsichtigt an seine Zeit im Waisenhaus. An die Zeit, in der er nichts von seinem tatsächlichem Leben gewusst hatte. In der er nichts von seiner wahren Natur gewusste hatte, sondern bloß ein kleiner Junge unter vielen war. Hatte er es damals vermisst keine Eltern zu haben? Hatte er daran gedacht wie sie wohl sein würden? Natürlich hatte er. Welches Waisenkind würde dies nicht tun? Ein leichter Zorn flackerte in ihm auf als er an diese Zeit zurückdachte. Wie ahnungslos er doch gewesen war.
Und während ihm diese Gedanken kamen, zeigte ihm Nel das Einzige, was sie aus der Vergangenheit besaß. Vorsichtig nahm er ihre Hand in seine und drehte sie etwas, damit er jeden Anhänger auf ihrem Armband genauer betrachten konnte. Es waren verschiedene Anhänger darauf, unter anderem auch ein kleiner Drache. „Tut mir leid, aber ich kann dir leider nicht sagen, was dies bedeuten könnte. Aber vielleicht bist du ja ein kleiner Drache“, grinste Caylíjen kurz breit, zog die Augenbraue hoch und hoffte dabei sie würde die Zweideutigkeit in diesem Satz erkennen. „Na ja in einen Drachen wirst du dich vermutlich nicht wirklich verwandeln können. Soweit ich gehört habe, sind die bereits seit einigen Jahrhunderten ausgestorben.“ Auf seinen Reisen hatte er bereits viele Geschichten darüber gehört, dass es früher eine Vielfalt von Tieren gegeben hatte, in die sich ein Gestaltwandler verwandeln konnte, doch dieses Zeit war in allen Geschichten seit langem vorbei.
„Warum bist du bloß so wütend?“ Caylíjens Blick schnellte zurück zu der Gestaltwandlerin. War es so offensichtlich für sie, dass er noch immer einen Funken Wut in sich trug? Hatte er dies nicht verborgen? „Ich weiß nicht, was du meinst“, erklärte der Halbdämon abtuend als würde sie sich täuschen. Er würde vermutlich immer einen Funken Wut in sich spüren. Egal was er dagegen unternehmen würde. Das war einer dieser „Flüche“, die er vermutlich von seinem Vater geerbt hatte.

Nach einer Weile kam Caylíjen erneut Nels Frage in den Sinn. „Also um auf deine erste Frage zurückzukommen. Nein, soweit ich weiß ist kein einziger Gestaltwandler fähig sich von einer Welt in die andere zu teleportieren, es sei denn er besitzt die Fähigkeit dazu oder er geht durch eine der offenen Pforten, die einen dorthin führen. Die sind aber ziemlich schwer zu finden, besonders dann, wenn man nicht weiß, wo man sie suchen soll.“ Caylíjen grinste hämisch. „Soweit ich weiß, haben einige Elfen und noch mehr Dämonen die Fähigkeit Tore zu öffnen bzw. sich in eine andere Welt zu teleportieren.“
Sein Blick fiel für einen kurzen Moment auf seine Hand, die noch immer die der Gestaltwandlerin umschlossen hielt. Vorsichtig strich er ihr über den Handrücken. Anschließend hielt er sie noch einen weiteren Moment in seiner, dann blickte er schließlich Nel an und schenkte ihr ein kleines Lächeln ehe er ihre Hand vorsichtig losließ.
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Beitrag  Neliel Of Drakenfall Mi Mai 25 2011, 15:51

Als er ihre Anspielung auf Celena vernahm, lachte er kurz auf und gab anstelle einer Antwort eine Gegenfrage. „So schätzt du mich also ein?“ Nun, eigentlich schon, dachte die junge Frau bei sich. Sie sagte nichts, sondern lächelte nur vieldeutig. Kurz darauf begann er auch schon, seine ‚Beziehung’ zu dieser Celena näher zu erläutern und Nel, die eigentlich nicht wusste, warum sie das so brennend interessierte, hörte aufmerksam zu.

„ ... vielleicht bist du ja ein kleiner Drache“, meinte Caylíjen, nachdem er einen Blick auf ihr Armkettchen geworfen hatte. Er lächelte dabei und zog die Augenbraue hoch. Die Gestaltwandlerin beschloss, so zu tun, als hätte sie die Anspielung nicht gehört und folgte seinen weiteren Worten. Er erklärte ihr, dass Drachen schon lange ausgestorben waren und sie sich also wohl kaum in einen verwandeln könnte. Also waren ihre Träume tatsächlich bloß Träume. Dieser Gedanke stimmte Nel ein wenig traurig, sie hatte große Hoffnungen darauf gesetzt.

Nun beantwortete er auch ihre Frage bezüglich des Teleportierens. Wenn sich also Gestaltwandler nicht teleportieren konnten und nur Elfen und Dämonen diese Fähigkeit hatten, was war er dann? Sie sah ihn wieder an und wollte ihn gerade fragen, als sie bemerkte, dass er noch immer ihre Hand hielt und sanft über den Handrücken strich. Eine Gänsehaut breitete sich auf Nels Rücken aus und sie musste hart schlucken. Diese Berührung hatte sie vollkommen überrumpelt und ihren Schutzpanzer durchbrochen. Wenn sie nachdachte, fiel ihr kein einziger Mensch ein, der das je geschafft hatte. Normalerweise ließ sie niemanden so nahe an sich heran. Als er ihre Hand wieder losließ, zog sie sie hastig an sich heran und verschränkte die Arme vor den Knien. „Was“, sie musste sich räuspern, „bist du dann? Wenn du sagst, dass Gestaltwandler nicht teleportieren können? Und wo sind wir nun eigentlich?“

Noch immer konnte sie seine warme Haut auf ihrer Hand spüren. Seine zarte Berührung. Wieder lief ihr ein Schauer über den Rücken hinunter. Sie hatte einen Fehler gemacht. Sie hatte ihre Deckung vollkommen fallen gelassen, hatte nur einen Moment nicht aufgepasst und dieser Frauenheld hatte dies gleich ausgenützt! Nel schwor sich, dass sie von nun an besser auf der Hut sein musste.

Plötzlich fielen ihr ihre Schuhe ein. Sie hatte sie ja noch immer am Gürtel befestigt. Mittlerweile mussten sie trocken sein. Ihre schlanken Finger lösten den Knoten und sie schlüpfte in den einen Schuh. Am anderen Fuß tat sie sich etwas schwerer, da der Knöchel immer noch ziemlich geschwollen war. Rasch lockerte sie die Schuhbänder und probierte den Schuh dann wieder an. Er zwickte zwar immer noch ein wenig, aber zumindest konnte sie ihn tragen. Während dieser Tätigkeit dachte sie wieder an seine Aussage über Celena. Dass diese ihm etwas über seine Mutter mitteilen konnte. Das beschäftigte Nel und schließlich fragte sie den jungen Mann danach: „Ich hoffe, ich trete dir damit nicht zu nahe, aber warum weiß diese Celena etwas über deine Mutter und du nicht?“ Ihr Blick war auf ihn gerichtet, sie wollte seine Reaktion einfangen.

Während sie auf seine Antwort wartete, kreisten ihre Gedanken. Er hatte gesagt, es gäbe keine Drachen. Gut, das war sie gewillt zu glauben. Aber aus welchem Grund träumte sie ständig von welchen und hatte noch dazu einen Anhänger in Form eines Drachen? Irgendetwas musste dies doch zu bedeuten haben! Und wenn es nur auf ein Wappen oder etwas ähnliches hinwies. Nachdenklich starrte sie wieder auf den kleinen Anhänger hinunter. Wenn er schaukelte, blitzte sein dunkelgrünes Auge und es sah so aus, als sei er lebendig. Plötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz im Kopf und sie presste entsetzt ihre Handflächen links und rechts auf ihre Schläfen. Es war, als ob jemand mit einem Presslufthammer in ihrem Schädel arbeiten würde. Ein dumpfes Dröhnen, verbunden mit einem Gefühl, als ob sie von jemanden als Nadelkissen für Stricknadeln benützt würde. „Aargh ...“, stöhnte Nel leise auf. Solch einen Kopfschmerz hatte sie schon lange nicht mehr verspürt. Sie konnte um sich nichts mehr wahrnehmen, sah nur noch das grüne Auge des kleinen Drachens vor sich. Auf einmal konnte sie eine Stimme vernehmen. ‚Öffne die Ketten!’, beschwor sie diese. ‚Öffne die Ketten!’ Genauso schlagartig, wie der Schmerz gekommen war, verschwand er wieder. Bloß ein leichtes Ziehen im Kopf hinterließ er. Verzweifelt ließ Nel ihre Hände wieder sinken und schloss die Augen. Was, zur Hölle, war das gewesen?
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Beitrag  Caylíjen Do Mai 26 2011, 13:24

Kurz nachdem er ihre Hand losgelassen hatte, fragte Nel genau das, von dem Caylíjen gehofft hatte, sie würde nicht tun. Die Schlinge hatte sich also um seinen Hals gelegt und hatte sich zugezogen. Er hatte die Hoffnung gehegt, Nel würde nicht weiter nachhaken, doch er hatte sich wohl getäuscht.
„Was bist du dann? Wenn du sagst, dass Gestaltwandler nicht teleportieren können?“
Caylíjen überlegte. Gab es vielleicht doch noch irgendeine Möglichkeit, irgendeinen Weg, sich vielleicht doch noch aus dieser Misere zu retten? Er wog jede noch verfügbare Möglichkeit ab, doch am Ende blieben nur zwei übrig. Erstens, er würde ihr tatsächlich die Wahrheit sagen oder aber zweitens, er würde die Wahrheit, nun ja, verschleiern. „Ist es so wichtig, wer oder was ich bin?“, fragte er schließlich. Der Halbdämon blickte die Gestaltwandlerin, die ihre Arme vor ihren Knien verschränkt hatte, an.
Als sie nicht sofort antwortete, erklärte Caylíjen weiter: „Wir sind hier in Cenedhril, der Spiegelwelt. Aber nicht diese „Spiegelwelt“, wie sie die Menschen kennen, in der alles verkehrt herum ist. Nein, diese wird deshalb so genannt, weil man nur durch Spiegel in sie gelangen kann.“ Caylíjen verschwieg, dass dieses „man“ eigentlich nur ihn selbst einschloss.

Der Gestaltwandler sah Nel stillschweigend zu wie sie ihre Schuhe anzog. Immer wieder huschten seine Augen über die Gestalt der jungen Frau und versuchten soviel wie möglich von ihr aufzunehmen. Weshalb er das tat, wusste er selbst nicht so genau, aber er mochte es sie anzusehen. Wenn sie ihn dabei ertappte, schön und gut, er hatte nichts dagegen.
„Ich hoffe, ich trete dir damit nicht zu nahe, aber warum weiß diese Celena etwas über deine Mutter und du nicht?“ Es war wie ein Schlag ins Gesicht und Caylíjen konnte nicht verhindern, dass er augenblicklich auf die Beine sprang.
„Weil sie sie kennt und ich nicht!“, zischte Caylíjen wütend. Es war keine Absicht, dass er ihr gegenüber diese Reaktion zeigte, aber diese Frage hatte ihn eiskalt erwischt. Es war nicht die Frage selbst, sondern vielmehr die Tatsache, dass er sie nicht erwartet hatte.
Caylíjen spürte, dass er seine Hände zu Fäusten geballt hatte. Eine Reaktion, die ihn ab und an davor bewahrte, sich unwillkürlich zu verwandeln. Er sah Nel nicht an. Er musste sich zuerst einmal beruhigen, denn Nel konnte schließlich nichts dafür. Gott, für wie unbeständig musste sie ihn halten. Konnte nicht einmal bei einer solch einfachen Frage seine Wut kontrollieren…

Plötzlich vernahm Caylíjen ein schmerzliches Aufstöhnen hinter sich. Auch wenn er nicht alleine mit Nel hier gewesen wäre, er hätte ihre Stimme sofort erkannt, auch wenn sie schmerzverzerrt war. Er wandte sich augenblicklich um und erblickte das aschfahle Gesicht von Nel. Rasch ging er neben ihr in die Hocke und legte ihr beide Hände auf die Schultern.
„Was ist los?“, fragte er mit besorgter Stimme, doch keine Rückantwort kam ihrerseits. Ihre Hände hatten sich an ihre Schläfen gelegt und die entsetzlichen Qualen, die sie litt, zeichneten sich in ihren Zügen ab. Caylíjen war machtlos. Er wusste nicht, was er dagegen unternehmen konnte, damit es ihr wieder besser geht. Er wusste nur, dass sie litt und dass er dies unter keinen Umständen einfach so hinnehmen wollte. „Nel.“ Seine Stimme klang fremd, besorgt, ja sogar leicht panisch. Er legte seine Hände auf ihre Wangen und zwang sie ihn anzusehen, doch ihre Augen waren geschlossen.
Dennoch unterbrach der Gestaltwandler die Berührung nicht. Er würde solange so verharren bis er sicher war, dass es ihr gut ging. Bis er sicher war, dass sie nicht noch weiter unendliche Sekunden des Schmerzes und der Qualen erleiden musste.
Langsam kehrte die Farbe in Nels Gesicht zurück. Es musste ihr also wieder etwas besser gehen. „Ist… Ist alles okay?“, fragte er sie vorsichtig und strich ihr sanft und völlig unbewusst mit dem Daumen über die Wange, mit der anderen Hand strich er ihr das dunkle Haar aus dem Gesicht. „Was war das gerade eben?“
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Beitrag  Neliel Of Drakenfall Do Mai 26 2011, 20:00

Hm. Er wich also ihrer Frage nach dem, was er nun sei, aus. Nel vermerkte dies interessiert in Gedanken. Dafür erklärte er ihr zumindest, wo sie sich befanden. Als er auf die Frage nach seiner Mutter so rasend reagierte, spannte die junge Gestaltwandlerin sogleich wieder alle Muskeln an, bereit, sich zu wehren. Aber er schien sich rasch wieder unter Kontrolle zu haben und sie ließ wieder locker.

Irgendwo, von ganz weit weg, konnte sie Caylíjens Stimme vernehmen, verstand aber kein Wort. Und dann war ihre Umgebung wie ausgeblendet. Erst, als der Schmerz nachließ, fühlte sie seine Hände in ihrem Gesicht. Sie schlug die Augen auf – sie konnte sich gar nicht daran erinnern, sie geschlossen zu haben – und starrte direkt in das mitfühlend aussehende Gesicht des Gestaltwandlers. Seine Hände umschlossen ihr Gesicht, sein besorgter Blick traf sie irgendwo in ihrem Inneren. „Ist… Ist alles okay?“ Gleichzeitig strich sein Daumen über ihre Wange und hinterließ eine brennende Spur auf ihrer Haut und Verwirrung in ihren Gedanken. Seine zweite Hand schob ihr die Haarsträhnen, die nach vorne gefallen waren, wieder an ihren Platz zurück. „Was war das gerade eben?“ Stumm erwiderte sie seinen Blick und hielt noch ein paar Augenblicke still. Sie genoss seine Nähe sehr, fühlte sich beschützt. Als ihr das bewusst wurde, löste sie seine Hände vorsichtig von ihr und brachte etwas Platz zwischen sich. „Bloß wieder eine dieser Kopfschmerz-Attacken“, lachte sie ihn an. Hoffentlich merkte er nicht, wie aufgesetzt diese Fröhlichkeit war. In Wirklichkeit belasteten sie diese plötzlich auftretenden Schmerzen sehr, machten ihr Angst. „Die habe ich in letzter Zeit öfters, keine Ahnung, wo die herkommen. Vielleicht sollte ich mich mal untersuchen lassen. Oder ich lass mich gleich einweisen.“ Etwas leiser fügte sie hinzu: „Da gehör ich wahrscheinlich sowieso hin.“

Dann stand sie auf und klopfte sich ab. Der geschwollene Fuß schmerzte nicht mehr so höllisch und vielleicht konnte sie inzwischen wieder ein paar Schritte damit gehen. Zu Caylíjen gewandt, meinte sie: „Glaubst du, wir können das irgendwo ansehen lassen?“ Gleichzeitig deutete sie auf ihren Knöchel. Probeweise ging sie ein oder zwei Meter. Nel musste die Zähne gehörig zusammen beißen, um nicht wieder aufzustöhnen, aber sie würde es schon irgendwie schaffen, redete sie sich ein. Während sie auf den Gestaltwandler wartete, sagte sie: „Erzähl mir von den Drachen! Bitte. Waren sie bösartig? Wie groß waren sie? Was konnten sie alles?“ Schon aufgrund ihrer Träume und ihres Anhängers interessierte sie sich brennend für diese Tiere. Oder waren es Monster? Sie sah Caylíjen an und ertappte sich plötzlich dabei, wie sie sich wünschte, er würde sie einfach nur festhalten und von diesem Albtraum befreien. Sie fühlte sich sicher bei ihm, das war ihr noch nie bei jemandem passiert. Mehr noch, sie vertraute ihm. Ihrem Entführer! Energisch schüttelte sie diese Gedanken ab. Was für ein ausgemachter Blödsinn?! Wenn sie ihm tatsächlich vertraute, warum hatte sie ihm dann noch nichts von den Träumen erzählt? Na also. Sie brauchte niemanden, hatte noch nie jemanden gebraucht, und schon gar nicht diesen Schürzenjäger! Eine Spur zu forsch sagte sie zu ihm: „Kommst du nun, Miezekatze, oder muss ich dich erst locken?“ Wieder grinste sie und zog vielsagend die Augenbrauen hoch. „Miez Miez Miez.“ Mit diesem Auftreten versuchte sie, von ihrer vorhergehenden Schwäche abzulenken.


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Beitrag  Caylíjen Mo Mai 30 2011, 08:17

Als sie die Augen aufschlug, sah er in ihrem Blick die Spur von Überraschung, die darin lag. Ja, sie war überrascht, eindeutig, aber überrascht weswegen? Erst als sie seine Hände von seinem Gesicht nahm und vor ihm zurückwich, wusste er, dass er ihr wohl zu nahe getreten war. Er musste besser darauf achten, was er tat. Aber in ihrer Gegenwart schien dies leichter gesagt, als tatsächlich getan. Dennoch respektierte er ihre Entscheidung.
Nel erklärte ihm, dass dies eine Kopfschmerz-Attacke gewesen sei und dass sie des Öfteren solche Schmerzen hatte. Sie lachte, doch ihr Lachen drang nicht bis zu ihren Augen vor. Caylíjen beäugte sie skeptisch. Wenn sie solche Schmerzen hatte, weshalb tat sie es dann so einfach ab als wäre es das gewöhnlichste der Welt? Er verstand sie nicht. Um ehrlich zu sein, hatte er Frauen noch nie wirklich gut verstanden. Caylíjen musste innerlich auflachen. Oh ja, Frauen waren eine eigene Spezies. Und dennoch kam er – ohne jetzt überheblich zu wirken – gut bei ihnen an. Meistens zumindest.
Die Gestaltwandlerin gab zu, dass es wohl besser wäre sich diesbezüglich untersuchen zu lachen oder sich doch besser einweisen zu lassen, dorthin wo sie vermutlich sowieso hin gehöre.
„Oh ja, eindeutig. Ich wüsste nicht, wo du besser hinpassen würdest, kleine Gestaltwandlerin.“ Seine Stimme strotzte vor Spott und Sarkasmus und er konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

Als sie aufstand, stand auch er auf. Noch immer lag sein Blick auf ihr. Er würde ihr nicht mehr zu nahe kommen. Nicht, wenn sie es nicht wollte. Er musste nur immer daran denken und sich selbst daran hindern, dass er es unwillkürlich und unbewusst tat. Das würde er doch hinkriegen. So schwer konnte es doch nicht sein, oder?
Doch er musste sich eingestehen, dass er ein bisschen enttäuscht war. Natürlich hatte er Nel nicht als eine solcher Frauen eingeschätzt, die ihm bei einer einfachen Berührung wie diese es gewesen war, gleich um den Hals fiel, aber dennoch… Die Tatsache, dass sie scheinbar überhaupt nicht darauf reagierte… In diesem Moment wurde ihm klar, weshalb sie sich möglicherweise so verhielt. Sie war bereits an jemanden gebunden, deshalb reagierte sie so. Caylíjen war sich sicher.
„Glaubst du, wir können das irgendwo ansehen lassen?“ Nels Worte schlugen plötzlich auf ihn ein. „Erzähl mir von den Drachen! Bitte. Waren sie bösartig? Wie groß waren sie? Was konnten sie alles?“
„Mach mal halblang, Kleines“, lachte Caylíjen und hob abwehrend die Hände. „Alles der Reihe nach. Also hier können wir deinen Knöchel nirgends ansehen lassen. Hier gibt es keine Krankenhäuser oder Heiler.“ Caylíjen wählte die Worte mit bedacht um Nel nicht erneut unbewusst zu der Frage zu leiten, was er sei. „Wenn du willst, bringe ich dich in ein Krankenhaus. Und um auf deine zweite Frage zu kommen, ich kann dir leider nicht viel über Drachen erzählen. Nur das, was ich dir bereits gesagt habe. Aber ich vermute, dass sie sowohl gut als auch böse waren. Meiner Meinung nach ist jedes Lebewesen selbst dafür verantwortlich, ob es gut oder böse ist. Menschen, Gestaltwandler, Hexen, Elfen und ja, sogar Dämonen – auch wenn man es sich bei denen schwer vorstellen kann - tragen sowohl das eine als auch das andre in sich. Es hängt alles von seinen Handlungen und Taten ab, ob man am Ende „gut“ oder „böse“ ist. Wie gesagt, dass ist meine Meinung darüber.“ Caylíjen schwieg einen Moment um die gesagten Worte einen Moment wirken zu lassen, dann fuhr er fort: „Erzählungen sagen, dass Drachen riesig werden konnten, aber du weißt, dass solche Erzählungen schnell mal ausgeschmückt werden können. Und was sie konnten… Nun ja, auch einige von ihnen werden vermutlich Fähigkeiten besessen haben, so wie es heute bei den Gestaltwandlern der Fall ist. Und natürlich dürften sie immer mal wieder ein Grillfest veranstaltet haben.“ Caylíjen zwinkerte Nel zu.

Als er beendet hatte, sah er sie schweigend an. Nach einer Weile erklärte sie mit hochgezogener Augenbraue: „Kommst du nun, Miezekatze, oder muss ich dich erst locken? Miez Miez Miez.“
Diese Aussage brachte Caylíjen dazu genervt die Augen zu verdrehen. Na ja, jedenfalls war es besser, als ihr gleich an die Kehle zu springen. Caylíjen ging an ihr vorbei und sah sie an. „Du weißt, dass ich dich hier einfach stehen lassen könnte und du hier nie wieder wegkommst, oder?!“, konterte Caylíjen und grinste dabei hämisch.
Der Gestaltwandler wandte den Blick von Nel und ohne auf sie zu warten, ging er voraus. Wenn sie mitkommen wollte, konnte sie ihm ja folgen. Außerdem war das hier sein Zuhause in dem er sich bestens auskannte. Jeder Stein, jeder Baum, alles war ihm so vertraut, er hätte sich vermutlich auch blind hier zu Recht gefunden. Die Sonne stand bereits hoch. Es musste also so um Mittag sein. Zeit um erst einmal etwas zu essen, wie Caylíjen fand. Das Krankenhaus oder wo auch immer die Gestaltwandlerin hin wollte, musste noch warten.
Es gab hier in dieser Welt keine Tiere, die er jagen konnte. Nur verschiedene Pflanzen wuchsen hier, die verschiedenartige Früchte trugen – süß, sauer, bitter, groß, klein, in jeden erdenklichen Farben und Formen.
Caylíjen blieb vor einem Baumkreis stehen und blickte an dem gewaltigen Baum vor sich hoch, dessen Blätter, die des Nachbarbaumes berührten. Ohne sich umzusehen, ob Nel tatsächlich hinter ihm war, kletterte er geschickt hinauf, sodass seine Gestalt im Blätterdach verschwand. Ganz oben und ziemlich versteckt, wuchsen die Früchte dieser Bäume. Er pflückte einiges von dem runden, süßen Obst und versuchte dann an die Früchte des Nachbarbaumes zu gelangen. Nach mehrmaligen Versuchen, gelang es ihm schließlich auch von dort zwei Früchte zu pflücken.
Anschließend kletterte Caylíjen den Baum wieder hinab und legte die Früchte vorsichtig in die grüne Wiese, dann reichte er Nel eine Frucht des Nachbarbaums. Auch er nahm eine davon und biss „genüsslich“ hinein. Er kannte diese Frucht bereits, hatte sie viele Male bereits gekostet und wusste um ihre extreme Bitterkeit bescheid. Er wusste was auf ihn zukam und so schlimm wie es am Anfang war, war es bei weitem nicht mehr. Doch Nel wusste es nicht und den Gefallen ihr davon zu erzählen, würde er ihr nicht tun und zwar aus einem ganz bestimmten Grund. Und so grinste er boshaft in sich hinein, verbannte jegliche Gefühlsregung aus seinem Gesicht, bis seine kleine Rache an Nel geglückt war.
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Beitrag  Neliel Of Drakenfall Mo Mai 30 2011, 18:20

Dieser Typ musste wohl immer das letzte Wort haben, dachte Nel, als er meinte, es gäbe keinen Ort, wo sie besser hinpassen würde als in eine Nervenheilanstalt. Dem lieben Frieden willen verkniff sie sich einen Kommentar darauf.

Als sie ihn mit ihren Fragen beinahe bombardierte, beschwichtigte er sie sofort lachend: „Mach mal halblang, Kleines.“ Seltsamerweise störte die Bezeichnung ‚Kleines’ Nel nun überhaupt nicht, im Gegensatz zu vorhin machte ihr Herz beinahe einen Hüpfer. Sie war noch nie irgendjemandes Kleines gewesen, noch niemand hatte sich erdreistet, sie so zu nennen. Aber irgendwie gefiel es ihr, es fühlte sich gut an, vor allem, wenn dieser Kerl es sagte. Seine Stimme klang dabei einmal nicht anzüglich oder irgendwie sonst bösartig, und das berührte die junge Frau auf seltsame Art und Weise. Obwohl sie den Typen ja eigentlich überhaupt nicht ausstehen konnte ... Aber sie konnte nicht lange darüber nachdenken, denn sie war ungeduldig, wollte Antworten hören. Aha, hier gab es keine Krankenhäuser oder ähnliches, aber er konnte sie in eines bringen. Das hörte sich doch nicht so schlecht an, Nel nahm sich vor, auf jeden Fall auf dieses Angebot zurückzugreifen. Dann erzählte er ihr von den Drachen, zumindest das, wovon er wusste. Mit seiner Einschätzung über ‚gut’ und ‚böse’ endete er. Die Gestaltwandlerin hörte ihm aufmerksam zu. Seine Überlegungen klangen logisch, und sie stimmten mit ihrer Auffassung überein, was sie ihm natürlich nicht auf die Nase binden würde.

Die Benennung mit Miezekatze schien anzukommen, denn Caylíjen verdrehte genervt die Augen und antwortete: „Du weißt, dass ich dich hier einfach stehen lassen könnte und du hier nie wieder wegkommst, oder?!“ Dann ging er. Nel erwiderte: „Nun, es gefällt mir hier, vielleicht will ich ja überhaupt nicht weg?“ und machte sich daran, dem Gestaltwandler zu folgen. Sie hatte mit seinem Tempo zu kämpfen, beschwerte sich aber nicht. Als er endlich bei einer Gruppen von Bäumen anhielt, atmete sie erleichtert auf. Behände wie eine Katze kletterte Caylíjen auf einen hinauf und Nel nutzte den Augenblick für eine kurze Verschnaufpause. Nach einer Weile war auch sie bei den Bäumen angekommen und ließ sich fallen. Kurz darauf kam der Gestaltwandler wieder herunter und nahm neben ihr auf dem Boden Platz. Er ließ einige Früchte ins Gras fallen und Nel beäugte diese etwas misstrauisch. Es waren zwei Sorten, von einer hatte er zwei Stück mitgebracht, von der anderen mehrere. Als er von ersterer abbiss, nahm auch Nel sich eine Frucht. „Danke.“, sagte sie und kostete vorsichtig. Kaum hatte das Fruchtfleisch ihre Zunge berührt, riss sie auch schon entsetzt die Augen auf. „Ist das aber köstlich“, würgte sie bissig hervor. Dieser Mistkerl. Mit der freien Hand boxte sie ihn gegen den Oberarm. „Was soll das?“ Die Genugtuung, dass sie den Brocken wieder ausspucken würde, würde sie ihm aber dennoch nicht gönnen. Tapfer schluckte sie den Bissen hinunter und steckte den Rest der Frucht als Ganzes in den Mund. Ohne zu kauen, schlang sie die bittere Frucht hinunter und sah den Gestaltwandler an. „Wirklich nett von dir, dass du mich vorgewarnt hast,“ meinte sie mit vor Sarkasmus triefender Stimme, „etwas anderes hätte ich mir aber auch nicht erwartet.“ War das seine Art, sich für die ‚Miezekatze’ zu rächen? „Katzen sagt man ja seit jeher schon nach, dass sie etwas Verschlagenes an sich haben“, setzte Nel noch eines drauf. Eigentlich mochte sie die eleganten Samtpfoten gerne, aber das tat gerade nichts zur Sache. Sie wollte ihn reizen, sehen, wie er explodierte. Warum eigentlich?, fragte sie sich. Weil es ihr gefiel, wenn er aus der Rolle fiel, wenn seine ständige Selbstkontrolle flöten ging. Sie legte sich zurück ins Gras, den Kopf neben seinen Beinen, damit sie sein Gesicht im Auge behalten konnte. Frech grinste sie ihn an. „Hältst es wohl nicht aus, wenn du Widerworte bekommst, hm, Kätzchen?“ Wie weit konnte sie gehen?


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Spiegelwelt 'Cenedhril' Empty Re: Spiegelwelt 'Cenedhril'

Beitrag  Caylíjen Mi Jun 01 2011, 11:29

Caylíjen beobachtete Nel. Achtete auf jede einzelne ihrer Gesichtsregungen. Er wartete. Dann ergriff die Gestaltwandlerin die Frucht, bedankte sich und biss hinein. Ihre Augen wurden riesig als sie den Geschmack der Frucht schmeckte. Oh ja, es war ihm geglückt – eindeutig.
„Ist das aber köstlich,“ brachte Nel unter größter Anstrengung hervor und Caylíjen begann wie ein kleiner Junge, dessen Streich geglückt war, vor sich hinzugrinsen.
In seiner Rache sonnend, bemerkte Caylíjen erst zu spät, dass sich die Hand der jungen Frau auf ihn zu bewegte. Und so gelang es ihr ohne große Probleme ihn in den Arm zu boxen. „Was soll das?“ Obwohl sie scheinbar große Mühe hatte die Frucht weiter zu essen, schob sie sich zu Caylíjens großer Überraschung auch das letzte Stück in den Mund.
Ihre Augen fanden erneut seine als sie erklärte: „Wirklich nett von dir, dass du mich vorgewarnt hast.“ Der Halbdämon wollte gerade etwas darauf erwidern, jedoch sprach Nel bereits weiter. „Etwas anderes hätte ich mir aber auch nicht erwartet. Katzen sagt man ja seit jeher schon nach, dass sie etwas Verschlagenes an sich haben.“ Der junge Mann kniff augenblicklich die Augen zusammen. Trotz des Sarkasmus in ihrer Stimme, reizte ihn diese Aussage ein kleines bisschen. Was sollte das heißen, sie hatte nichts anderes von ihm erwartet? Waren sie jetzt erneut bei diesem Thema? Er hatte gedacht, sie hätten diese Art von Gespräch bereits hinter sich gelassen. Sie kannte ihn nicht und… Verdammt noch mal. Jetzt beruhig dich endlich, befahl er sich selbst. Vielleicht will die Gestaltwandlerin ja, dass du wütend wirst. Dennoch, etwas an dieser Aussage hatte in ihm etwas ausgelöst.

Nel legte sich ins Gras und ihr Blick hielt erneut seinen fest. „Hältst es wohl nicht aus, wenn du Widerworte bekommst, hm, Kätzchen?“
Ihr Blick ruhte auf ihm und er verlor sich immer mehr in ihren wunderschönen Augen. Das Grün erinnerte ihn so sehr an den Frühling, an die Blätter eines Laubbaumes. Das Blau an einen tiefen, weiten, azurblauen Ozean. Und irgendetwas in ihrem Blick ließ ihn ein eigenartiges, warmes Gefühl in seiner Brust verspüren.
Caylíjen rutschte etwas zu Nel herunter, damit er sich direkt neben ihr befand, legte seine Handfläche auf den Boden zu Nels anderer Seite und sah ihr weiterhin in die Augen. Sein Vorsatz schien auf unergründlicher Weise verschwunden zu sein. Er beugte sich näher zu Nel herunter, sodass ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. „Glaub mir“, erklärte er ruhig, „Wenn es etwas gibt, das ich akzeptieren kann, dann sind es Widerworte.“ Caylíjen machte eine kleine Pause in der langsam über Nels Arm strich. Zur Hölle noch mal, weshalb tat er das? Er konnte doch nicht einfach so diesen verdammten Vorsatz in den Wind schlagen. Also, weshalb konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen. Seine Finger von ihr lassen.
Caylíjen erinnerte sich plötzlich daran, was Nel am Beginn ihrer ersten Begegnung gesagt hatte: Sie würde ihn beißen, wenn er sie noch einmal berührte. Caylíjen konnte sich ein kleines süffisantes Lächeln nicht verkneifen als ihm diese Erinnerung wieder einfiel. Ja. Ja, daran konnte er sich festhalten, oder? Das wäre doch eine Leichtigkeit sich deshalb von ihr fernzuhalten.
„Glaub mir“, Caylíjen beugte sich zu Nels Ohr hinunter und seine Lippen berührten beinahe ihre Haut als er ihr die Worte mit einer rauen Stimme zuflüsterte, „Du wirst unter keinen Umständen hier in Cenedhril bleiben.“ Der Duft ihrer Haut drang in seine Nase und er musste sich zusammenreißen um nicht seine Lippen auf ihre Haut zu pressen. Noch immer strich der Gestaltwandler sanft über Nels zarte Haut und damit aufzuhören war leichter gedacht als tatsächlich getan. Soviel also zum Thema: Sie wird mich beißen. Aber aus welchem Grund tat er dies tatsächlich? Weshalb fiel es ihm so schwer zu Nel Abstand zu halten? Weshalb ignorierte er seinen eigenen Vorsatz? Weil er es einfach mochte sie zu berühren. Ihre Haut unter seinen Fingern zu spüren. Ihr…nah zu sein. Diese Erkenntnis traf ihn augenblicklich und völlig unvorbereitet. Rasch wich er zurück und brachte den Abstand zwischen sich und Nel, denn er noch vor wenigen Augenblicken sehnlichst herbei gewünscht hatte. Nein! Keine Frau würde ihn dazu bringen, dies für sie zu fühlen! Nein! Ein kleines und kaum hörbares Knurren drang aus seiner Kehle. Niemals!
Der Halbdämon wusste wie nah er Nel in diesem Moment der „Hypnose“ (oder was auch immer es gewesen war) gekommen war. Zu nahe! Hitze stieg in ihm auf. Zur Hölle noch mal, was machte diese Frau mit ihm!?
Caylíjen versuchte seine aufkeimende Wut zu unterdrücken, doch es fiel ihm schwer. Sein Herzschlag und sein Puls hatten sich beschleunigt und wenn er nicht aufpasste, würde er dem Raubtier in sich den Vortritt lassen – unbewusst. Wie konnte es Nel bloß gelingen seine Gefühle so sehr in Wallung zu bringen?
„Wir sollten gehen“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und sprang auf seine Beine. Er wusste, dass Nel nicht das eigentliche Problem für seine Wut war, sondern viel mehr, dass ER nichts dagegen unternehmen konnte.
„Also, wohin soll ich dich bringen? Zu einem Heiler? In ein Krankenhaus? Wenn letzteres, in welche Stadt? Ich kann dich überall hinbringen.“ Seine Stimme wurde von Kälte und Gleichgültigkeit getränkt und der extreme Wortschwall war eigentlich bloß eine Ablenkung um sich nicht mit dem eigentlichen Problem zu beschäftigen: Welche Gefühle Nel in ihm hervorrufen konnte.
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Beitrag  Neliel Of Drakenfall Mi Jun 01 2011, 18:09

Plötzlich befand sich seine Hand neben ihrem Körper auf dem Boden, sie war praktisch eingesperrt zwischen seinem Arm und seinem restlichen Körper. Nel grinste noch immer, ihr Blick war keck. Doch als er seinen Kopf sinken ließ, bis er nur mehr wenige Fingerbreit über ihrem Gesicht war, verging ihr das Lächeln. Ihr Blick saugte sich förmlich an seinem Gesicht fest, nahm jeden Einzelheit war. Dann begann Caylíjen zu sprechen. „Glaub mir, wenn es etwas gibt, das ich akzeptieren kann, dann sind es Widerworte.“ Als ihr der Gestaltwandler behutsam am Arm entlang strich, hielt sie unwillkürlich die Luft an. Was machte er mit ihr? Kleine Schauer liefen ihr über den Rücken. Auf einmal beugte er sich noch weiter zu ihr hinunter, zu ihrem Ohr. Nels Herz setzte für einen Moment aus, die Gestaltwandlerin hielt ganz still, zu unfassbar war das, was gerade geschah, für sie. Sie spürte seinen warmen Atem auf ihrer Haut, als er ihr ins Ohr wisperte: „Glaub mir, du wirst unter keinen Umständen hier in Cenedhril bleiben.“ Die junge Frau blickte ihn weiter stumm an, spürte, wie er noch immer ihren Arm streichelte. Dort, wo er sie berührte, breitete sich eine Gänsehaut aus. Der Moment zerbrach, als Caylíjen unvermutet von ihr abließ und zurück wich. Er stieß ein leises Knurren aus und riss Nel damit aus ihrer ‚Trance’. Sie begann, leicht zu zittern. Was war das eben gewesen? Dieser Kerl war ihr so nahe gekommen, seine Berührung hatte sie ... verzaubert. Ja, das war wohl das richtige Wort dafür.

Als er ein gequältes „Wir sollten gehen.“ ausstieß, sah Nel den Gestaltwandler etwas überrascht an. Ging es ihm nicht gut? Kleine, spitze Nadeln bohrten sich in sie. Er wirkte verzweifelt. Oder wütend? Besorgt legte das Mädchen den Kopf schief. Doch schon sein nächster Satz klang wieder eher nach ihm. Er wollte wissen, wohin er sie bringen sollte. Krankenhaus oder Heiler? Wenn Krankenhaus, in welche Stadt? Laut seiner Aussage konnte er sie überall hinbringen. Etwas erstaunt stellte Nel fest, dass seine Stimme sich genau gegensätzlich zu dem vorhin Geschehenen anhörte.

Nel schluckte ihre Frage nach seinem Befinden hinunter und meinte stattdessen: „Warum kann ich eigentlich unter keinen Umständen hier bleiben?“ Aufmerksam musterte sie Caylíjen. Ein leises Kribbeln breitete sich in ihr aus und sie versuchte krampfhaft, das Gefühl zu unterdrücken. Um sich abzulenken, beschloss sie, erst einmal aufzustehen. Vorher verspeiste sie allerdings noch zwei Früchte, wäre doch schade, wenn sie jetzt hier liegen blieben. Als sie endlich auf den Beinen war, stellte sie neben den Gestaltwandler und begann wieder zu sprechen. „Ich weiß leider nicht, was du unter einem ‚Heiler’ verstehst.“ Während sie überlegte, ob er wohl immer so ruppig war, spürte sie, wie ihr Fuß wieder nachließ. Vorsichtig verlagerte sie das Gewicht etwas und berührte Caylíjen nun beinahe. Sie konnte seine Körperwärme spüren, bloß wenige Zentimeter trennten sie voneinander. Ein kleines, ungeschicktes Stolpern und sie könnte sich an ihn anlehnen. Sofort schalt sie sich. Was dachte sie da schon wieder? Sie war keines dieser Dummchen, die sich sofort an den nächstbesten Kerl ran schmissen und versuchten, ihn herum zu kriegen. Andererseits registrierte sie sofort diverse Feinheiten, zum Beispiel, dass er ein Stückchen größer war als sie, verschiedenste Narben und das Faszinierendste: seine wunderschönen Augen. Als sie sich bei dieser beinahe schon ungenierten Musterung ertappte, schlug sie sofort die Augen nieder und murmelte etwas von: „Wir sollten jetzt wirklich gehen, glaube ich.“ und setzte sich in Bewegung, obwohl sie nicht einmal wusste, wohin sie gehen sollte. Hauptsache, sie tat irgendetwas. Der Knöchel schmerzte jetzt noch mehr als vorhin, hatte sie ihn bei dem kleinen Fußmarsch zu den Bäumen überbelastet? Quatsch, das waren doch nur ein paar Meter gewesen! Nach wenigen Schritten hielt sie an. Trotz aller Bemühungen, die Schmerzen zu unterdrücken, rutschte ihr ein leises, gequältes Stöhnen heraus. Sofort sah sie sich nach ihrer Begleitung um, hoffentlich hatte er das Geräusch nicht vernommen. Sie wollte sich nicht von ihm helfen lassen – aber sie zweifelte ohnehin daran, dass er ihr Hilfe anbieten würde. Himmel, wenn er sie hier wegbringen konnte, dann sollte er das rasch tun, denn lange konnte sie sich wirklich nicht mehr auf den Beinen halten! Plötzlich begann der Boden unter ihren Füßen leicht zu schwanken und Nel starrte entsetzt darauf, versuchte ein Grasbüschel mit ihrem Blick zu fixieren. Aber es bewegte sich immer wieder fort, wich ihr aus. Hilflos hob sie den Kopf, suchte Caylíjen. Auch er entzog sich ihren Blicken, seine Konturen verschwammen immer wieder und panisch sah sie ihn an. Langsam begannen schwarze Punkte vor ihren Augen herum zu tanzen, legten sich wie ein Schleier über ihren Blick. Verzweifelt versuchte sie, die Augen weit zu öffnen, damit sie wieder etwas sehen konnte, doch das Vorhaben misslang. Ohnmächtig kippte die Gestaltwandlerin zur Seite.

Wieder wurde sie von der rätselhaften Stimme heimgesucht. „Du musst die Ketten öffnen!“ „Öffne die Ketten!“ Kleine Wellen von Magie schwappten gegen Nels Körper, ließen sie erzittern. Die junge Frau wusste nicht, was mit ihr geschah und das verängstigte sie. Alles um sie war dunkel, sie konnte nichts sehen, und dennoch fühlte sie, dass sie nicht allein war. Irgendjemand oder irgendetwas war bei ihr. Von irgendwo aus ihrem Unterbewusstsein kamen kleine Feuerzungen, versuchten, Nel zu erreichen, doch noch kamen sie gegen die Dunkelheit nicht an. Die Stimme ertönte wieder, wiederholte die vorhin gesagten Worte.
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Beitrag  Caylíjen Mi Jun 08 2011, 05:36

Auf Nels Gesicht zeichnete sich so etwas wie Verwirrtheit und Überraschung aus. Hatte sie gerade an etwas gedacht? Hatte sie sich irgendetwas in Erinnerung gerufen? Caylíjen wusste es nicht, doch er würde sie auch nicht danach fragen. Nicht jetzt. Vielleicht auch nie.
Es war seltsam, aber Caylíjen hatte das Gefühl als hätte ihre Gefühlsregung damit zu tun, dass er sich von einem Moment auf den anderen so rasch verändert hatte. Oh ja, dass war eine seiner „Fähigkeiten“. Seine Gefühle so schnell zu verändern, dass er damit andere verwirren konnte. Das wäre also nichts Neues für ihn. Doch aus irgendeinem Grund wollte er sich Nel erklären. Aus irgendeinem Gefühl heraus, würde er ihr so gern zu verstehen geben, dass… Ja?! Was wollte er ihr sagen? Das er mit diesem Gefühl nicht umgehen konnte, dass sie ihn verspüren ließ? Das er sich „hilflos“ fühlte, wenn er es fühlte? Und das er – obwohl er es noch nie so gespürt hatte – wusste, was es bedeutete? Nein. Nein, er würde ihr dies nicht offenbaren – unter keinen Umständen. Es würde von „Schwäche“ zeichnen. Ja, Schwäche, nichts weiter. Eine gefährliche Schwäche.
Doch Caylíjen musste sich eingestehen, dass, so sehr er seine Gefühle auch zu verdrängen versuchte, seine Gedanken dennoch immerzu zu diesen kleinen Gedanken zurückschweifen würden. Wie gern würde er in ihrer Nähe sein? Seine Arme um sie legen, sie beschützen. Wie gerne würde er ihre Haut spüren, ihre Lippen berühren? Ihre Wärme ganz nahe an seinem Herzen…
Oh nein!!! Das war wohl ein übler Scherz. Was sollte das? Unter keinen Umständen würde er sich diesen Gedanken hingeben. Gott, er war doch kein Softie! War das etwa ein Teil seiner Verwandlungsgestalt? Konnte ein Tiger etwa wie eine Katze werden? Sich nach den Berührungen einer Person sehnen, wenn sie Vertrauen gefasst hatte? Verdammt noch mal, er war ein Tiger keine verschmuste, liebestolle Katze.

„Warum kann ich eigentlich unter keinen Umständen hier bleiben?“ Caylíjen wusste nicht wirklich, was er auf diese Frage antworten sollte. Er überlegte und als ihm die Worte bereits auf der Zunge lagen, sprach Nel bereits weiter: „Ich weiß leider nicht, was du unter einem ‚Heiler’ verstehst.“ Der Gestaltwandler starrte sie überrascht an. War das ein Scherz oder wusste sie es tatsächlich nicht?
„Heiler sind im Grunde nichts anderes als Ärzte. Nur eben in der magischen Welt. Außerdem sind sie oftmals auch der Magie kundig oder sie besitzen Fähigkeiten, die ihnen ihre Arbeit erleichtert. Aber das ist natürlich keine Voraussetzung. Jedenfalls haben sie unter anderem ein enormes Wissen über die Heilung von verschiedensten Verletzungen.“ In diesem Augenblick musste Caylíjen an Korilia denken. Wäre sie nicht gewesen, wäre er jetzt nicht hier. Er konnte von Glück sprechen, dass sie ihm positiv gesinnt war, andernfalls hätte er diesen einen Tag nicht überlebt.
Unbewusst griff Caylíjen an seinen Nacken an dem die Überbleibsel dieser Tage zurückgeblieben waren. Drei länglich verlaufende Narben, die ihn immer daran erinnern sollten, keinem Wesen leichtfertig zu vertrauen – auch wenn man glaubt, dieses Wesen wäre sein Freund.

„Wir sollten jetzt wirklich gehen, glaube ich." Nel riss ihn mit diesen Worten aus der Vergangenheit, zurück in die Gegenwart. Erst jetzt bemerkte er wie nahe ihm Nel gewesen war. Die Wärme, die ihr Körper ausgestrahlt hatte, verschwand augenblicklich als sie sich von ihm entfernte und versuchte vorauszugehen. Nichts als Kälte blieb zurück, die den Platz der eben noch vorhandenen Wärme augenblicklich für sich beanspruchte. Es wäre ihm so ein Leichtes gewesen, einfach seine Arme um Nel zu legen, sie an sich zu ziehen und die Süße ihrer Lippen zu kosten. Jetzt hatte er diese Gelegenheit verstreichen lassen.
Nel schien große Mühe zu haben mit ihrem verletzten Fuß zu gehen und als ihr ein leises, schmerzhaftes Stöhnen entfuhr, eilte der Gestaltwandler vorwärts um ihr zu helfen. Kurz bevor er bei ihr ankam, bemerkte er, dass sie kreidebleich im Gesicht war. In genau jenem Moment als er sie erreichte, wurde sie ohnmächtig und Caylíjen konnte sie im letzten Augenblick auffangen ehe sie auf den Boden gestürzt wäre.
„Langsam frage ich mich wirklich, ob es an mir liegt, dass alle Frauen in meiner Gegenwart ohnmächtig werden“, murmelte Caylíjen kopfschüttelnd. Zuerst Celena, und jetzt Nel.
Vorsichtig legte Caylíjen die junge Frau auf den Boden und blickte sie besorgt an. „Nel?“, fragte er vorsichtig. „Nel?! Kannst du mich hören?“ Keine Antwort, weder durch Worte noch durch irgendein Geräusch. Keine Regung. Nichts.
Verflucht noch mal! Caylíjen überlegte nicht lange und hob Nel hoch. Er musste sie in ein Krankenhaus bringen, denn es würde vermutlich wesentlich länger dauern sie zu einem Heiler zu bringen.
Caylíjen fluchte leise vor sich hin, während er eilends die Richtung einschlug um zu dem Spiegel zu gelangen, durch den er zurück in die Menschenwelt gelangen konnte. Verdammt! Er hasste Krankenhäuser. Er hasste es sich unter Menschen zu begeben, die keine Ahnung davon hatten, was in der Welt wirklich vor sich ging.

Es dauerte nicht lange bis er den riesigen Spiegel erreicht hatte. Es war einer der Vier, die in jede der Welten führte. Caylíjen warf noch einen Blick auf die ohnmächtige Nel. Er hasste es so hilflos zu sein und ihr nicht helfen zu können. Es schien so, als würde er seine eigene Regel, niemals ein Krankenhaus zu betreten, heute brechen.
Der Halbdämon blickte in den Spiegel vor sich. Nur noch einen kurzen Moment verharrte er davor, dann trat er hindurch um in die Menschenwelt zu gelangen. Tausende Spiegel kreuzten seinen Weg dorthin. Tausende Spiegel, durch die er mühelos gehen konnte. Tausende Spiegel, die er noch nicht einmal ansatzweise alle benützt hatte. Doch jetzt würde er nur einen benötigen. Einen, der ihn auf direktem Weg in ein Krankenhaus beförderte. Caylíjen war zuversichtlich: Es würde nicht schwer sein einen davon zu finden, der dieses Ziel hatte. Denn schließlich besaß ja jedes Krankenhaus Spiegel.


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Beitrag  Neliel Of Drakenfall Mi Jun 08 2011, 10:02

Während die Stimme verhallte, konnte von irgendwoher eine andere, inzwischen vertraute Stimme vernehmen. Sie gehörte Caylíjen. Was tat der in ihrem Traum? „Nel, kannst du mich hören?“, fragte er sie. Na klar, wollte sie sagen, brüll hier nicht so herum. Aber kein Wort vermochte über ihre Lippen zu kommen. Dann spürte sie, wie sie hochgehoben wurde. Was machte er denn jetzt schon wieder? Sie hatte geschworen, dass sie ihn beißen würde, sollte er sie noch einmal berühren. Warum konnte sie sich nicht bewegen? Nach dieser lautlosen Frage drifteten die Gedanken der Gestaltwandlerin wieder ab.

Nun befand sie sich mitten in den Bergen. Links von ihr erstreckte sich ein gewaltiger Forst, dieser grüne Farbtupfen war das einzig Bunte in dieser trostlosen Fels- und Gerölllandschaft. Dennoch fühlte sie sich nicht unwohl, irgendwie schien ihr die Gegend vertraut. Sie bewegte sich auf den Rand der Felsenplatte, auf der sie sich befand zu. Darunter waren nur noch mehr Steine zu erkennen, ein gähnender Abgrund. Kein Anzeichen menschlicher Zivilisation weit und breit zu sehen. Über ihr kreiste ein Adler und stieß immer wieder seinen Ruf aus. Als ob ich in einem Film wäre, dachte Nel. Abrupt wandte sie sich um. Die Gipfel der Berge hinter ihr konnte sie nicht erkennen, eine Wolkenschicht bedeckte sie. Die Schneegrenze begann nur wenige Meter über ihr, stellte sie dafür fest. Wo zum Henker bin ich hier? Irritiert machte sie sich daran, zu dem Wald zu gelangen. Geschickt balancierte sie über lockere Steine und riesige Felsen. Plötzlich rutschte sie auf einem kleinen Kiesel aus. Gerade noch konnte sie sich festhalten. Als sie sich mit einiger Anstrengung wieder aufrappelte, stellte sie verärgert fest, dass sie sich an den scharfkantigen Felsen die Hand leicht verletzt hatte. Missmutig kletterte sie wieder hinauf. Jetzt nahm sie erst wahr, dass stets eine leichte Brise wehte. Dieser Wind trug einen angenehmen Geruch mit sich und Nel schnupperte. Mhm. Von irgendwoher kam ihr der Duft vertraut vor. Definitiv mochte sie diesen Geruch. Aus ihrem Unterbewusstsein drängte sich ihr ein Bild vor Augen. Caylíjen. Schlagartig wurde ihr klar, dass es sich um seinen Geruch handelte. Seit wann mochte sie den Duft dieses Mistkerls? Eigentlich verabscheute sie ihn aus tiefsten Herzen. Nein, tust du nicht, wisperte ihr ein leises Stimmchen zu. Zum Glück ist das hier nur ein Traum, dachte Nel. Und da konnte sie tun und lassen, was sie wollte. Also sog sie den Geruch des Gestaltwandlers tief ein. Der Schrei des Adlers erschreckte sie ein wenig und sie begann sofort wieder mit dem Abstieg. So nah, wie die Bäume vorhin ausgesehen hatten, waren sie leider nicht und so musste sie noch ein ganzes Stück zurücklegen, bis sie endlich das einzig Grüne hier erreicht hatte. Von hier aus hatte sie eine gute Sicht und sie blickte sich um. Aber außer Bergen konnte sie nichts erkennen. Mittlerweile war auch der Adler verschwunden, offensichtlich hatte er festgestellt, dass sie wohl doch noch keine Mahlzeit abgab. Dieser Gedanke brachte sie zum Lächeln und sie drehte sich dem Wald zu. Es gab nur Nadelbäume, aber man konnte bequem durchgehen, ohne sich zu zerstechen. Weg gab es keinen, also würde sie querfeldein gehen müssen. Kaum hatte sie den Wald betreten, sah sie auch schon Licht von einer anderen Seite einfallen. Erstaunt wandte sie sich um. Hinter ihr befanden sich scheinbar Millionen Bäume und es war ziemlich dunkel. Wie hatte sie so schnell diesen riesigen Forst durchqueren können? Etwas irritiert bewegte sie sich auf den Waldrand zu. Von dort aus sah sie auf ein kleines Dorf hinunter. Endlich! Menschen! Vorsichtig kletterte sie über eine steile Böschung hinunter. Auch diese hatte sie binnen Sekunden durchquert und als sie sich umsah, konnte sie sich diese schnelle Fortbewegung nur mit Magie erklären. Mittlerweile befand sie sich auf einer geschotterten Straße, der sie folgte. Nach wenigen Metern bereits sah ihre Umgebung wieder völlig anders aus – wieder dieser rätselhafte Sprung. Seltsamerweise beunruhigte sie das aber nicht. Als sie an einer Gabelung ankam, hielt sie an. Wenn sie die Straße links hinunter sah, erschien wieder das Bild vom Dorf vor ihren Augen. Die rechte Straße hingegen zog sie wie magisch an, beschwor sie förmlich, hier zu gehen. Nel folgte ihrer Intuition und beschritt die rechte Straße. Nach einigen Kurven stand sie plötzlich vor einem Haus. Es war aus Holz gebaut und hatte eine riesige Glasfront. Auf der Veranda stand ein Schaukelstuhl, gerade so, als wäre der Besitzer nur mal eben kurz hinein gegangen. Der Anblick war Nel seltsam vertraut, aber sie konnte das Haus, oder dieses Gefühl, nicht zuordnen. Langsam näherte sie sich dem Gebäude. Sie hatte es beinahe erreicht, als es plötzlich vor ihren Augen zu zerfallen begann. Entsetzt stoppte sie, hielt sich die Hand vor den Mund. Was geschah hier? Innerhalb weniger Sekunden war von dem prachtvollen Haus nur noch eine Ruine übrig. Ein mächtiger Steinkamin ragte wie ein Mahnmal empor. Nels Herz wurde bei dem Bild, das sich ihr nun bot, unsagbar traurig und einige Tränen bahnten sich ihren Weg. Stumm weinte die Gestaltwandlerin, obwohl sie nicht sagen konnte, wieso.

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